Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034879 times)

ellie

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3795 am: 26.10.2023 14:09 »
Der im Neuigkeitenbereich verlinkte Artikel vom ZDF bringt mich ja schon wieder zum zynischen Lachen:

Um welche Summen geht es?
19 Milliarden Euro würde eine Umsetzung der Forderungen laut TdL die Länder kosten - mindestens. Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) verwies auf den Anteil von 34 Prozent Personalkosten bei den Länderhaushalten. Käme es hier zu "überproportional hohen Steigerungen", würde es schwierig für den Rest - etwa bei der Unterstützung der ebenfalls hochbelasteten Kommunen.


Genau, wenn die Landesbeschäftigten nicht verzichten, können die Länder die Kommunen mit ihren hohen Personalkosten gar nicht mehr entlasten. Kannste dir nicht ausdenken. Und das wieder von einer grünen Finanzministerin. Oh man...  ;D

Besonderes Problem:
Frau Heinold muss für Personal zahlen, dass einiges weniger an Wochenarbeitszeit bei Vollzeit hat, als in den anderen Ländern. Also extra teuer. Dass diese Ungleichheit nicht mal beseitigt wird, verwundert mich seit Jahren, die Entstehung war ja schon absurd, wenn auch rechnerisch nachvollziehbar. Das Aufrechterhalten kann ich nicht nachvollziehen.

semper fi

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3796 am: 26.10.2023 14:19 »
Der im Neuigkeitenbereich verlinkte Artikel vom ZDF bringt mich ja schon wieder zum zynischen Lachen:

Um welche Summen geht es?
19 Milliarden Euro würde eine Umsetzung der Forderungen laut TdL die Länder kosten - mindestens. Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) verwies auf den Anteil von 34 Prozent Personalkosten bei den Länderhaushalten. Käme es hier zu "überproportional hohen Steigerungen", würde es schwierig für den Rest - etwa bei der Unterstützung der ebenfalls hochbelasteten Kommunen.


Genau, wenn die Landesbeschäftigten nicht verzichten, können die Länder die Kommunen mit ihren hohen Personalkosten gar nicht mehr entlasten. Kannste dir nicht ausdenken. Und das wieder von einer grünen Finanzministerin. Oh man...  ;D

Ja, das ist echt grandios was die gelernte Erzieherin da von sich lässt. Dem Land wäre eindeutig mehr geholfen, wenn sie sich in ihrem erlernten Beruf wieder betätigt, zumal sie dann auch sehen würde, was die Leute da jeden Tag leisten müssen und wieviel sie dafür bekommen. Obwohl mir die Kinder jetzt schon leid tun würden, wenn sie dort arbeiten würde. Allerdings würde es sicher einiges an Umdenken bedeuten.

Aber so ist das bei Berufspolitikern, bloß kein Geld fürs Personal, das Geld wird viel lieber für sinnlose Projekte verbrannt, anstatt sinnvoll eingesetzt. Und nie wird darüber gesprochen, dass die Brutto-Erhöhungen ja auch bedeuten, dass über die Lohnsteuer und aufgrund der gestiegenen Kaufkraft auch über die Umsatzsteuer und Einkommensteuer der Unternehmen wieder etliches an Geld zurück in den Haushalt fließt.

Herr Habeck würde sagen, das Geld ist nicht weg, es ist nur woanders.

Und mit Verlaub aber es interessiert auch keine Sau, wie hoch ihre Personalausgabenqoute ist, das ist nämlich auch oft selbst geschaffen, weil man ohne Ende Posten im höheren Dienst geschaffen hat, oft um die Parteikollegen auch nach einer Wahl gut versorgt zu wissen, die es schlicht allesamt nicht benötigt und die oft nicht mal annähernd die Qualifikation dafür besitzen. Wie hoch ist denn die Quote für Sozialleistungen? Ist die wohl am Ende ähnlich? Und warum sagt da niemand, jetzt müssen die aber mal sparen, nein im Gegenteil, da wird nochmal ne Schippe oben drauf gegeben ab 01.01.24. Da kommt etwas ins Rutschen, was nicht ins Rutschen kommen darf!

Und genauso heuchlerisch ist, dass man gern und oft auf andere Länder schielt, die hervorragend funktionieren und die Bevölkerung am glücklichsten ist, bei PISA ganz oben, wenig Verbrechen, hoher Lebensstandart, wie zum Beispiel Norwegen, Schweden oder Dänemark, wo allerdings mehr als 30 Prozent der Einwohner im öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Man kann das eine eben nicht ohne das andere haben. Ich kann nicht nach mehr Lehrern, Polizei, Verwaltung rufen und dann verlangen, dass die das aber bitte billig machen, am Besten zum Nulltarif. So wird das nix. Aber woher sollen das Politiker wissen, die sind leider allesamt nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, rechnen ist nicht gerade das Steckenpferd, Personalpolitik schon gar nicht und am liebsten erhöht man sich nur die eigenen Diäten. Ich empfinde das jedenfalls so.

troubleshooting

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« Antwort #3797 am: 26.10.2023 14:33 »
Naja, aber die Personaldecke dünnt sich ja nun mal grad ordentlich aus, insofern bleibt ja sicher Geld übrig. Wenn immer weniger MA die gleiche Arbeit machen sollen, dafür aber dank Lohnzuwächsen unterhalb der Inflation, immer weniger Geld bekommen, läuft schlicht was schief. Und, wenn es nur in den Köpfen der Politik ist, die das in Ordnung finden.

Wie wäre es mal, wenn man die Gehälter im ÖD an Abgeordnetenbezüge koppelt?

WillyWurm

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« Antwort #3798 am: 26.10.2023 14:50 »
Naja, aber die Personaldecke dünnt sich ja nun mal grad ordentlich aus, insofern bleibt ja sicher Geld übrig. Wenn immer weniger MA die gleiche Arbeit machen sollen, dafür aber dank Lohnzuwächsen unterhalb der Inflation, immer weniger Geld bekommen, läuft schlicht was schief. Und, wenn es nur in den Köpfen der Politik ist, die das in Ordnung finden.

Wie wäre es mal, wenn man die Gehälter im ÖD an Abgeordnetenbezüge koppelt?

Genau, die Gehälter der Angestellten im ÖD werden wie die Diäten der Politiker an die Inflation gekoppelt und automatisch erhöht :)

Zeussowitz

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« Antwort #3799 am: 26.10.2023 15:03 »
Mich würde mal interessieren, wie hoch die Mehrkosten bei 10% Steigerung wirklich wären. Das wäre doch auch mit höherer Lohnsteuer verbunden…


squatty

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« Antwort #3800 am: 26.10.2023 15:20 »
Naja, aber die Personaldecke dünnt sich ja nun mal grad ordentlich aus, insofern bleibt ja sicher Geld übrig. Wenn immer weniger MA die gleiche Arbeit machen sollen, dafür aber dank Lohnzuwächsen unterhalb der Inflation, immer weniger Geld bekommen, läuft schlicht was schief. Und, wenn es nur in den Köpfen der Politik ist, die das in Ordnung finden.

Wie wäre es mal, wenn man die Gehälter im ÖD an Abgeordnetenbezüge koppelt?

Genau, die Gehälter der Angestellten im ÖD werden wie die Diäten der Politiker an die Inflation gekoppelt und automatisch erhöht :)

Das habe ich in Bayern mal per Petition vorgeschlagen. Bekam eine Antwort von der damaligen Landtagspräsidentin persönlich, dass das nicht nötig sei, da die Politik ohnehin sorgfältig auf die gerechte Beteiligung des ÖD/der Beamten an der wirtschaftlichen Entwicklung achten würde.....

Gerda kam die neue Steuerschätzung.... Bund, Länger und Kommunen nehmen 23,3Mrd mehr ein wie gedacht. Da die Erhöhung aus der Gewerkschaftsforderung nur 19Mrd kostet bleibt sogar noch was übrig. Verhandlungen erledigt. :o

Meierheim

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« Antwort #3801 am: 26.10.2023 15:51 »
Naja, aber die Personaldecke dünnt sich ja nun mal grad ordentlich aus, insofern bleibt ja sicher Geld übrig. Wenn immer weniger MA die gleiche Arbeit machen sollen, dafür aber dank Lohnzuwächsen unterhalb der Inflation, immer weniger Geld bekommen, läuft schlicht was schief. Und, wenn es nur in den Köpfen der Politik ist, die das in Ordnung finden.

Wie wäre es mal, wenn man die Gehälter im ÖD an Abgeordnetenbezüge koppelt?

Genau, die Gehälter der Angestellten im ÖD werden wie die Diäten der Politiker an die Inflation gekoppelt und automatisch erhöht :)
Die Diätenerhöhungen der Abgeordneten richten sich nach der allgemeinen Lohnentwicklung, das war in den letzten Jahren mehr als ein Inflationsausgleich. Grundlage ist jedoch ein Tarif (Bundesrichter) aus dem öffentlichen Dienst. Irgendwie ist das ein Widerspruch.

Bürohengst

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« Antwort #3802 am: 26.10.2023 16:08 »
War abzusehen, dass da heute nichts bei rauskommt und es scheinbar keine Annäherung gab. Es wäre überaus schade, wenn es wirklich auf Streiks hinausläuft, obwohl die Blaupause bereits seit Monaten vorliegt und auch die Arbeitgeberseite (angeblich) kein Interesse an großen Einkommensunterschieden zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften und Tarifverträgen hat.
TVöD- und TV-V-Arbeitgeber dürfen sich jedenfalls schon sehr bald auf viele Bewerbungen freuen, wenn die TdL ernsthaft meint, diese Tarifrunde zur Hängepartei werden lassen zu müssen, obwohl die Marschrichtung glasklar ist.

cyrix42

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« Antwort #3803 am: 26.10.2023 16:11 »
Genau, die Gehälter der Angestellten im ÖD werden wie die Diäten der Politiker an die Inflation gekoppelt und automatisch erhöht :)

Hätte man das seit 2006, also Einführung des TV-L, gemacht, dann hättest du jetzt ca. 5% weniger in der Tasche und auf dem aktuellen Inflations-Stand...

E15TVL

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« Antwort #3804 am: 26.10.2023 16:13 »
War abzusehen, dass da heute nichts bei rauskommt und es scheinbar keine Annäherung gab. [...]
Absolut. Und wenn wir ehrlich sind, wird binnen einer Woche (!) bis zur nächsten Verhandlung am 2. November auch nichts passieren bzw. allenfalls ein erbärmliches Angebot der AG-Seite vorgelegt werden. Ein Ergebnis wird sich also mindestens bis Anfang Dezember hinauszögern.

cyrix42

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« Antwort #3805 am: 26.10.2023 16:15 »
Mich würde mal interessieren, wie hoch die Mehrkosten bei 10% Steigerung wirklich wären. Das wäre doch auch mit höherer Lohnsteuer verbunden…

Das ist nicht viel. Jedenfalls für die Länder, um die es hier geht, denn die erhalten ja nur 42,5% der Einkommensteuer. Gehen wir mal von einem Grenzsteuersatz von 40% aus, fließen also ca. 17% via höherer zu zahlender Einkommensteuer zurück an die Länder. (Tatsächlich ist es aufgrund der höheren AG-Beiträge zu den Sozialversicherungen, die ja nicht versteuert werden, etwas weniger.)

cyrix42

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« Antwort #3806 am: 26.10.2023 16:19 »
War abzusehen, dass da heute nichts bei rauskommt und es scheinbar keine Annäherung gab. Es wäre überaus schade, wenn es wirklich auf Streiks hinausläuft, obwohl die Blaupause bereits seit Monaten vorliegt und auch die Arbeitgeberseite (angeblich) kein Interesse an großen Einkommensunterschieden zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften und Tarifverträgen hat.
TVöD- und TV-V-Arbeitgeber dürfen sich jedenfalls schon sehr bald auf viele Bewerbungen freuen, wenn die TdL ernsthaft meint, diese Tarifrunde zur Hängepartei werden lassen zu müssen, obwohl die Marschrichtung glasklar ist.

Wo gibt es denn Infos zur ersten Verhandlungsrunde?

Typischerweise wird da ja noch nicht gefeilscht, sondern beide Seiten teilen einfach nur mit, worüber eigentlich verhandelt werden soll... Jeder sagt also, wo ihm/ ihr der Schuh drückt. Natürlich gibt es da noch keine Annäherungen.

Interessant zu wissen wäre aber, worüber die AG-Seite sprechen will. Erkennt sie z.B. ein Problem der Fachkräftegewinnung/ beim Halten ebensolcher in bestimmten Bereichen?

Tariflas

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« Antwort #3807 am: 26.10.2023 16:24 »
War abzusehen, dass da heute nichts bei rauskommt und es scheinbar keine Annäherung gab. Es wäre überaus schade, wenn es wirklich auf Streiks hinausläuft, obwohl die Blaupause bereits seit Monaten vorliegt und auch die Arbeitgeberseite (angeblich) kein Interesse an großen Einkommensunterschieden zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften und Tarifverträgen hat.
TVöD- und TV-V-Arbeitgeber dürfen sich jedenfalls schon sehr bald auf viele Bewerbungen freuen, wenn die TdL ernsthaft meint, diese Tarifrunde zur Hängepartei werden lassen zu müssen, obwohl die Marschrichtung glasklar ist.

Wo gibt es denn Infos zur ersten Verhandlungsrunde?


Unter „Neuigkeiten“ hier im Forum.

cyrix42

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« Antwort #3808 am: 26.10.2023 16:30 »
Danke für den Hinweis! Damit kennen wir, was ver.di dazu sagt. Leider enthält die Meldung keinen Hinweis darauf, was die TDL-Verter_innen in die Gespräche eingebracht haben...

Bürohengst

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3809 am: 26.10.2023 16:31 »
Wo gibt es denn Infos zur ersten Verhandlungsrunde?

Typischerweise wird da ja noch nicht gefeilscht, sondern beide Seiten teilen einfach nur mit, worüber eigentlich verhandelt werden soll... Jeder sagt also, wo ihm/ ihr der Schuh drückt. Natürlich gibt es da noch keine Annäherungen.

Interessant zu wissen wäre aber, worüber die AG-Seite sprechen will. Erkennt sie z.B. ein Problem der Fachkräftegewinnung/ beim Halten ebensolcher in bestimmten Bereichen?

Zitat
„Die Arbeitgeber haben die dramatische Situation der Beschäftigten anscheinend nicht verstanden und blenden aus, dass die Belastungsgrenze für die Beschäftigten längst überschritten ist. Der heutige Auftakt ist enttäuschend verlaufen“, betonte der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, nach der ersten Verhandlungsrunde. Begleitet wurde der Auftakt von mehreren hundert Kolleg*innen, die ihre Forderungen lautstark und vielfältig zum Ausdruck brachten.

https://zusammen-geht-mehr.verdi.de/++co++396edf6e-7405-11ee-9b39-001a4a16012a