Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034734 times)

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #765 am: 04.08.2023 12:34 »
@Faunus

und traurig ist,
dass ich als AN, für meine AN, dem AG erklären muss, welche Probleme er hat und welche auf ihn zurollen und was man dagegen tun kann, obwohl er Heerscharen an Personaler und sogenannte Führungskräfte gut dafür bezahlt, dass sie das eigentlich wissen sollten.😱🤦‍♀️

Wenn du das nicht traurig findest, dass bei uns, das nur durch individuellen, persönlichen Einsatz von mir, obwohl es mitnichten mein Job ist, vorangegangen ist.


Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass Du Vorgesetzter bist und damit  zwangsläufig Arbeitgeberverantwortung gegenüber Deinen MA hast.

Dich habe ich scheinbar falsch verstanden und Du hast einfach das Pech, das Deine Vorgesetzte ihre Funktion als solche nicht erfüllen. Das ist traurig!
Irgendeiner Gewerkschaft kann das aber nicht angelastet werden.
Nein, habe keine Personalverantwortung.
Ich hatte wie 99% im öD Vorgestzte, die von sich aus Null, Null TV Ahnung oder HRManagment bei Angestellten haben.
Aber ich habe das Glück, dass ich welche habe, die lernfähig sind und Problemorientierte Lösungen suchen.
Also nach Aufklärung von mir was geht, die Looser Personaler Lang gemacht haben, die inzwischen auch wissen was geht und ebenfalls mitziehen.
Ergo, bei uns läuft es jetzt im engen TV Korsett.

Und traurig ist und bleibt, das weder die Gewerkschaften hier etwas voranbringen, noch die Masse der AG Vertreter!
Mehr tarifliche Flexibilität für Mangelsituationen ist da ein Thema.
Das eine kann ich sehr wohl den Gewerkschaften anlasten, dass andere den AGs.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #766 am: 04.08.2023 12:45 »
Super, dann mache ich daraus folgenden Vorschlag für eine Tarifforderung:

Nur zur Größenordnung mal die Zahlen, wie sie sich dann aus Sicht der TDL darstellen:

Bisherige Lohnzahlungen: ca. 51 G€.

Zitat
1. Einigung findet bereits in der ersten Sitzung im Oktober 2023 statt, damit die weiteren Nummern (2-7) so zeitnah auch umgesetzt werden können.

Keine Kosten, aber natürlich völlig unrealistisch -- es sind ja schon drei Verhandlungsrunden geplant, die bis in den Dezember hineinreichen.

Zitat
2. Laufzeit des Tarifvertrages 27 Monate - 01.10.2023 - 31.12.2025.

Keine Kosten, durchaus realistisch.

Zitat
3. Erhöhung/Deckelung der Jahressonderzahlung für alle EG auf 90 %, wirksam mit Zahlung des Novembergehalts zum 30.11.2023.

Kosten: 1G€/Jahr, Wirkung zum 30.11.2023 unrealistisch -- selbst wenn man sich schon im Oktober geeinigt hätte -- die Zustimmungsfristen und Erarbeitung der Redaktionspapiere dauert noch eine ganze Zeit. Bei der Tarif-Verhandlung zum TVöD Anfang des Jahres Stand die Einigung am 22.04., die Erklärungsfrist ging bis 17.05. und die Redaktionsverhandlungen wurden am 06.07. abgeschlossen.

Zitat
4. Inflationsausgleich Prämie von 3.000 Euro netto zum 01.12.2023 für alle EG (Beschäftigungsverhältnis muss vor dem 01.10.2023 bestanden haben).

Kosten: ca. 3G€ mit Auszahlung im Laufe 2024 realistisch, zum vorgeschlagenen Zeitpunkt unrealistisch, selbst wenn hierfür wie beim TVöD wohl ein unabhängig vom eigentlichen Tarif-Vertrag eigener Vertrag geschlossen werden wird.

Zitat
5. Erhöhung aller Tabellenentgelte linear um 10 Prozent zum 01.01.2024.

Kosten: ca. 5G€/Jahr

Zitat
6. Erhöhung der Jahressonderzahlung für alle EG auf 100 %, wirksam mit Zahlung des Novembergehalts zum 30.11.2024.

Kosten: ca. weitere 0,4 bis 0,5 G€/Jahr

Zitat
7. Erhöhung aller Tabellenentgelte linear um 10 Prozent zum 01.01.2025.

Kosten: ca. weitere 5,5 G€/Jahr.

In Summe wären also bis inkl. 2025 die Personalkosten von ca. 51 auf ca. 62,5 G€/Jahr angestiegen, zuzüglich der inflationsprämie von ca. 3G€, wann auch immer diese zu zahlen ist.

Zitat

Zudem:

1. Wochenarbeitszeit für alle auf 39 Stunden (egal welches Bundesland, egal welche Tätigkeit, keine Sonderregelungen mehr) deckeln.

Ich weiß nicht, wie sich "für alle" und "deckeln" hier zueinander verhält; ich will jedenfalls keine Arbeitszeiterhöhung.

Die derzeitige (nach Bevölkerungszahlen gewichtete) durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt ca. 39,75 h. Eine Reduktion auf 39h/Woche würde also einen ca. 2% größeren Personalbedarf verursachen, also selbst etwa ca. 1G€/Jahr.

Zitat
2. Angebot zum Jobrad anbieten.

Kosten sind mir unklar.

Zitat
3. Angebot Deutschlandticket für ca. 30 Euro anbieten.

Das heißt, du forderst, dass ich also doppelt so viel zahlen soll als bisher?!

Kosten: Unklar.

(Pro Ticket wäre das ein Zuschuss von ca. 16,50€/Monat. Wenn von den etwas über 1 Million Beschäftigten auf Landesebene jeder Dritte dieses Angebot wahrnehmen würde, wäre man dann bei Kosten in Höhe von insgesamt ca. 0,6G€/Jahr.)

Zitat
4. Erhöhung VBL-Anteil Arbeitgeber auf 9 Prozent und Reduzierung AN auf 1 Prozent.

Der AG-Anteil würde also von derzeit ca. 5,5% auf 9% angehoben werden, sodass dies also 3,5% des zusatzversorgungspflichtigen Bruttos an Mehrkosten verursachen würde, also ca. 0,9 bis 1,1 G€/Jahr.

Zitat
5. Übereinkunft zum 01.01.2026 eine Reform der Stufen durchzuführen. Stufe 1 gibt es mit Einstellung, Stufe 2 entfällt. Stufe 3 gibt es nach 24 Monaten Beschäftigung. Stufe 4 entfällt. Stufe 5 gibt es nach 60 Monaten Beschäftigung. Stufe 6 gibt es nach 120 Monaten Beschäftigung und wird um 25 Prozent erhöht.

Da ich keine Auflistung habe, wie viele VZÄ in jeder Stufe eingeordnet sind, lässt sich das nur schwerlich für mich beziffern. Aber, wenn man die Durchschnittsgehälter nach obiger Tabelle mit den Tabellenentgelten der verschiedenen Stufen vergleicht, ist in allen EG außer EG 13 der Durchschnitt irgendwo in Stufe 5, oft auch schon in Stufe 6. Sprich: Der letzte Punkt haut am meisten rein; jedenfalls, wenn er auch rückwirkend gewährt werden soll -- und nicht erst in 120 Monaten. Nehmen wir an, dass ca. 1/3 der VZÄ in Stufe 6 sind, dann wäre allein die Forderung der Erhöhung dort um 25% ein Kostenpunkt von weiteren 4,2 bis 5,2 G€. Jedoch würden auch sehr viele, die sich derzeit in Stufen 4 und 5 bewegen, ja nun in die Endstufe kommen. Das dürfte also noch einmal fast genauso viel Aufwand bedeuten, sagen wir also überschlägig 8 bis 10 G€/Jahr Mehrkosten.

Zitat

Diese Vorschläge wären sicher eine gute Grundlage, um zukünftig qualifizierte Bewerber im Öffentlichen Dienst der Länder zu finden und auch zu halten.

Und würde die Länder, die aufgrund der Schuldenbremse keine eigenen Schulden mehr aufnehmen dürfen, den Personalaufwand um irgendwas im Bereich 20 bis 25 Milliarden Euro jährlich aufblähen.

Uff, und dabei sind Beamte noch gar nicht berücksichtigt...

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #767 am: 04.08.2023 14:49 »
@Cyrix42: Jede Lohnerhöhung geht in die Milliarden, da führt kein Weg daran vorbei. Unser Bruttogehalt ist ja nicht die Gesamtsumme an Kosten, die ein MA verursacht. 120-125 % des Brutto mit AG-Aufwendungen für die Sozialversicherungen etc. ist realistisch.

D.h. 1 € mehr Brutto sind real für den Arbeitgeber 1,2 € und dann muss man ja nur hochrechnen, was am Ende stehen wird, aber so geht es jedem AG, auch in der Privatwirtschaft. Wenn man so rechnen würde, käme es nie zu irgendwelchen Erhöhungen. Leider...

Und das ist auch etwas, womit der öffentliche AG sehr gerne argumentiert und dann zusätzlich noch sinkende prognostizierte Steuereinnahmen (https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/mai-steuerschaetzung-einnahmen-sinken-1#:~:text=Das%20Land%20muss%20nach%20der,69%20Millionen%20weniger%20Steuereinnahmen%20voraus) heranzieht und dann haben wir wieder eine Nullrunde. Idealerweise geben wir sogar noch etwas ab, um die Löcher zu stopfen...

zum Thema Personalverantwortung: Auch wenn man die hat, existiert im Regelfall nochmals eine Instanz höher, die dann real entscheidet. Im universitären Umfeld der Professor (m/w/d). Und das ist dann wieder kämpfen gegen Windmühlen, wie schon vor einigen Tagen von mir erwähnt. Daher super, wenn MoinMoin das bei sich in den Griff bekommen hat!

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #768 am: 04.08.2023 15:02 »
Klar wird die nächste Tarif-Runde Mehrkosten für die Länder in Milliardenhöhe verursachen. Das dürfte auch eingeplant sein. Sicherlich aber keine Kostensteigerung um annähernd 50%, was im zitierten Beitrag gefordert wurde.

Und ja, ich habe nur mit dem AN-Brutto gerechnet. Richtig ist, dass durch die AG-Anteile an den Sozialausgaben noch einmal überall (bis auf bei der Inflationsprämie) knapp 20% obendrau kommen. Das ändert jedoch nichts am Vergleich der Kosten für die verschiedenen Maßnahmen untereinander. (Darauf wollte ich eigentlich hinaus, was dann ja auch bei den Verhandlungen wohl gegeneinander abgewogen werden wird. Denn sicherlich wird sich die TDL auf eine Zahl an zur Verfügung stehenden Mehrausgaben geeinigt haben; und dann wird mit den Gewerkschaften insbesondere noch um die Verteilung dieses Topfs verhandelt. Natürlich wird man aus TDL-Kreisen auch nicht mit der Schmerzgrenze, was man insgesamt an Zusatzausgaben tolerieren kann, in die Verhandlungen starten -- umgekehrt machen das die Gewerkschaften ja auch nicht mit einer Minimalforderung. Aber hier wurde ja auch immer mal wieder thematisiert, was Sockelbeiträge oder eine Erhöhung der Jahressonderzahlung auf ein einheitliches Niveau bedeuten. Dafür wollte ich Zahlenmaterial zum Vergleich verschiedener solcher Punkte liefern.

cyrix42

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« Antwort #769 am: 04.08.2023 15:46 »
Für den Kontext:

Das BMF hat die Mai-Steuerschätzung veröffentlicht. Dort findet man für 2023 für die Länder prognostizierte Steuereinnahmen von 380,7 G€, für 2024 von 398,2 G€ und 2025 von 417,2G€. Bis 2025 kämen also ca. 37 G€ dazu. Ich würde doch stark vermuten, dass diese nicht ausschließlich in die Personalkosten der Landesbediensteten (und -Beamten) fließen werden, sondern dass auch Sachleistungen teurer werden...

btw: In dem Dokument findet man auch die erwarteten Lohnsteigerungen in der Gesamtgesellschaft:
2022: 6,6%
2023: 6,6%
2024: 5,5%
2025: 2,7%

Wenn man sich auf den Standpunkt stellt (was die TDL tun wird), dass nur über die Zukunft und nicht die Vergangenheit verhandelt wird, dann wären 15,5% bis inkl. 2025 also eine passende Vergleichszahl (wenn die Laufzeit eben bis Ende 2025 vereinbart wird).

DerBoss

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« Antwort #770 am: 04.08.2023 15:58 »
Klar wird die nächste Tarif-Runde Mehrkosten für die Länder in Milliardenhöhe verursachen. Das dürfte auch eingeplant sein. Sicherlich aber keine Kostensteigerung um annähernd 50%, was im zitierten Beitrag gefordert wurde.

Und ja, ich habe nur mit dem AN-Brutto gerechnet. Richtig ist, dass durch die AG-Anteile an den Sozialausgaben noch einmal überall (bis auf bei der Inflationsprämie) knapp 20% obendrau kommen. Das ändert jedoch nichts am Vergleich der Kosten für die verschiedenen Maßnahmen untereinander. (Darauf wollte ich eigentlich hinaus, was dann ja auch bei den Verhandlungen wohl gegeneinander abgewogen werden wird. Denn sicherlich wird sich die TDL auf eine Zahl an zur Verfügung stehenden Mehrausgaben geeinigt haben; und dann wird mit den Gewerkschaften insbesondere noch um die Verteilung dieses Topfs verhandelt. Natürlich wird man aus TDL-Kreisen auch nicht mit der Schmerzgrenze, was man insgesamt an Zusatzausgaben tolerieren kann, in die Verhandlungen starten -- umgekehrt machen das die Gewerkschaften ja auch nicht mit einer Minimalforderung. Aber hier wurde ja auch immer mal wieder thematisiert, was Sockelbeiträge oder eine Erhöhung der Jahressonderzahlung auf ein einheitliches Niveau bedeuten. Dafür wollte ich Zahlenmaterial zum Vergleich verschiedener solcher Punkte liefern.

Nun, du siehst die Kostenseiten und legst in der Betrachtungen einen starken Fokus dadrauf. Das der Staat als unser Arbeitgeber von unseren Gehältern durch direkte und indirekte Steuern einen Großteil zurückerhält sollte man in die Diskussion aber auch einbringen. Auch Sorgen die gewünschten Gehälter dafür, dass man im Alter nicht aufstocken muss mit Bürgergeld (bei den EG 1-5 kann ich mir schon vorstellen, dass es hier Aufstocker geben könnte, da die Rente unterhalb vom Bürgergeld sein könnte).

Und ich glaube wenn die Länder nicht wesentlich unsere Gehälter erhöhen, dann werden einige sicher wo anders ihr Glück versuchen bzw. neue Bewerber immer schwerer zu uns finden.

Was du vielleicht vergisst. Ich habe in die Forderung sowohl die Jahre von 2020 - 2023 als auch die Zeit des Tarifvertrages (bis 31.12.2025) berücksichtigt. Und du findest ernsthaft, dass meine Forderungen zu hoch sind? Rechne mal bitte zurück, was wir seitdem für Kosten haben und vsl. haben werden bis Ende 2025.

Meine Vorschläge sind nicht maßlos, ich empfinde sie in Anbetracht der Gehlats"erhöhungen" seit 2020 als geboten.

Wieso kostet dein Deutschlandticket nur 15 Euro?

cyrix42

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« Antwort #771 am: 04.08.2023 17:35 »
Nun, du siehst die Kostenseiten

Weil das einer der wesentlichen Gesichtspunkte für die AG-Seite wird: Was kostet der ganze Spaß? (Für Verhandlungen sollte man auch die Positionen der Gegenseite nachvollziehen können; sonst redet man nur aneinander vorbei.)

Zitat
Das der Staat als unser Arbeitgeber von unseren Gehältern durch direkte und indirekte Steuern einen Großteil zurückerhält sollte man in die Diskussion aber auch einbringen.

Das dürfte schwierig zu verarbeiten sein. Zumal ja "der Staat" ja durchaus recht heterogen ist. Es fließt ja z.B. nur ein Anteil von 42,5% der Einkommensteuern an die Länder, bei einem durchschnittlichen Grenzsteuersatz von 40% wären das also ca. 17% der Erhöhungssumme, die als Einnahmen wieder an die Länder zurückfließen.

Verbrauchssteuern dagegen dürften schwieriger zu kalkulieren sein: Fließt das Mehr an Netto-Gehalt dann auch direkt in den Verbrauch? Und wenn ja, von was? Davon hängt dann der Steuersatz ab; und wem (Bund/ Länder/ Gemeinden) zu welchem Prozentsatz die entsprechenden Steuereinnahmen zustehen.

Zitat
Auch Sorgen die gewünschten Gehälter dafür, dass man im Alter nicht aufstocken muss mit Bürgergeld (bei den EG 1-5 kann ich mir schon vorstellen, dass es hier Aufstocker geben könnte, da die Rente unterhalb vom Bürgergeld sein könnte).

So sehr ich das soziale Argument hier auch nachvollziehen kann -- die Kosten für Bürgergeld bzw. Grundsicherung werden von den Kommunen getragen. Die sitzen hier aber gar nicht am Verhandlungstisch.

Zitat
Und ich glaube wenn die Länder nicht wesentlich unsere Gehälter erhöhen, dann werden einige sicher wo anders ihr Glück versuchen bzw. neue Bewerber immer schwerer zu uns finden.

Das ist durchaus möglich. Aber ist dies flächendeckend der Fall? Wenn ja, dann müssen auch flächendeckend die Entgelte angehoben werden. Wenn nein, dann spricht das eher für eine Ausweitung der Sonderregeln a'la §16 (5).

Natürlich wäre auch mir persönlich eine allgemeine Anhebung der Tabellenentgelte lieber. Denn ich weiß von meiner Uni-Leitung, dass Bleibeverhandlungen mit WiMis nicht geführt werden. Im Zweifelsfall werden eben einach die Gruppen in den Veranstaltungen immer größer... (Sprich: Ich hätte gar nicht die Möglichkeit mit Weggang zu drohen. Ich könnte zwar gehen -- und schauen, ob ich anderswo glücklicher werde -- aber hier gibt es definitiv keine Bleibezulagen.)

Zitat
Was du vielleicht vergisst. Ich habe in die Forderung sowohl die Jahre von 2020 - 2023 als auch die Zeit des Tarifvertrages (bis 31.12.2025) berücksichtigt. Und du findest ernsthaft, dass meine Forderungen zu hoch sind? Rechne mal bitte zurück, was wir seitdem für Kosten haben und vsl. haben werden bis Ende 2025.

Nu, man kann das Startdatum für den Vergleich mit der Inflationsrate recht beliebig wählen. Das hatten wir alles schon...

Die wesentlichen Kostentreiber deines Vorschlags sind die zweifache Erhöhung der Tabellenentgelte um je 10% und die zusätzliche Erhöhung der Entgelte der Endstufe um 25%. Das wäre für die Betroffenen (und das sind vergleichsweise viele) eine Erhöhung um insgesamt über 50% bis 01.01.2026 im Vergleich zu jetzt.

Ich fürchte, da dürfte nicht nur der Bund der Steuerzahler mächtig gegen sturmlaufen, wenn die staatlichen Ausgaben im Personalbereich derart deutlich stärker als die Wirtschaft wachsen...

Zitat
Meine Vorschläge sind nicht maßlos, ich empfinde sie in Anbetracht der Gehlats"erhöhungen" seit 2020 als geboten.

Nun, was du als geboten empfindest, dürften fast alle außerhalb des Staatsdienstes doch recht überzogen wahrnehmen und sich fragen, warum sie diesen Apparat mit ihren Steuergeldern finanzieren. Nicht vergessen: Die Entscheidungsträger der TDL sind Leute, die wiedergewählt werden wollen. Und Angestellte im öD sowie Beamte stellen keine Bevölkerungsmehrheit dar, sodass man sich deren Wohlwollen und damit die Wiederwahl erkaufen könnte. Eher ist das Gegenteil der Fall...

Zitat
Wieso kostet dein Deutschlandticket nur 15 Euro?

Das Land SH schießt bei Jobtickets 30€/Monat zu. Zusammen mit dem Preisnachlass der Bahn, wenn das Deutschlandticket als Jobticket gebucht wird, in Höhe von 5% des eigentlichen Preises, verbleiben dann noch für Beamte und Beschäftigte des Landes noch 16,55€/Monat fürs Deutschlandticket.

(Ich selbst habe derzeit jedoch keines davon, weil ich nur innerhalb der Stadt im ÖPNV unterwegs bin. Da kostet die Monatskarte zwar 60€, aber neben den 30€ vom Land ermäßigt hier auch das lokale Nahverkehrsunternehmen Jobtickets um 20€, sodass ich dafür noch 10€/Monat zahle, was eben noch etwas billiger als das Deutschlandticket ist...)

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #772 am: 04.08.2023 18:59 »
Die Babyboomer werden bald fehlen. Mit krassen Folgen.

Selbstverständlich müssen daher in Folge die Gehälter kräftig steigen um im Wettbewerb überhaupt noch Leute zu bekommen.  ;D. Gerade im ÖD mit im Regelfall gut qualifiziertem Personalbedarf und vielen Spezialaufgaben wird das dann heftig zu spüren sein. Verdi und Co müssen daher mit einem ganz anderen Maß an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein in die TV-L Verhandlungen gehen. Wenn Sie künftig noch eine deutliche Rolle einnehmen möchten. Die pure Mathematik des demografischen Wandels wird in den nächsten Jahren für Fakten sorgen.

Gegenwärtig nehme ich Verdi nicht so selbstbewusst wahr wie eine IG Metall oder Lokführergewerkschaft. Wir haben trotz Krisen einen Arbeitnehmermarkt. Benehmt euch auch als Gewerkschaft im Auftritt endlich so. Dann klappt es mit gutem Abschluss und steigenden Mitgliedschaften. Bisher sehe ich das nicht. Gerne gebe ich Nachhilfe....

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #773 am: 04.08.2023 19:10 »
[...]
Mit den Zahlen lassen sich nun Kosten von ein paar Maßnahmen zumindest überschlagsmäßig ganz gut berechnen. [...] Im Folgenden einmal eine Auflistung von möglichen Veränderungen, die alle jeweils für sich genommen Mehrausgaben von ca. 1 Mrd. € für die Arbeitgeber (jährlich bei wiederkehrenden Leistungen) erzeugen würden, also untereinander im finanziellen Aufwand vergleichbar sind:

*) Erhöhung Jahressonderzahlung einheitlich auf 90% des Monats-Bruttos
*) Einheitliche lineare Tabellenerhöhung um 2%
*) Einheitliche Erhöhung aller Tabellenentgelte um 80€
*) Einmalzahlung von 1000€

*) Lineare Erhöhung um jeweils 0,2% * EG (also von 0,2% für EG 1 bis 3% für EG 15)
*) 40€ + 0,1% * EG
*) Höhergruppierung der EG's 1 bis 6 in die EG 7
« Last Edit: 04.08.2023 19:25 von cyrix42 »

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #774 am: 04.08.2023 19:24 »
[...]
Mit den Zahlen lassen sich nun Kosten von ein paar Maßnahmen zumindest überschlagsmäßig ganz gut berechnen. [...] Im Folgenden einmal eine Auflistung von möglichen Veränderungen, die alle jeweils für sich genommen Mehrausgaben von ca. 1 Mrd. € für die Arbeitgeber (jährlich bei wiederkehrenden Leistungen) erzeugen würden, also untereinander im finanziellen Aufwand vergleichbar sind:

*) Erhöhung Jahressonderzahlung einheitlich auf 90% des Monats-Bruttos
*) Einheitliche lineare Tabellenerhöhung um 2%
*) Einheitliche Erhöhung aller Tabellenentgelte um 80€
*) Einmalzahlung von 1000€

*) Lineare Erhöhung um jeweils 0,2% * EG (also von 0,2% für EG 1 bis 3% für EG 15)
*) 40€ + 0,1% * EG

Viele in den Erfahrungsstufen 1-4 spüren im Öffentlichen Dienst den hohen Geldwertverlust. Da ist auch nichts mehr zu kompensieren. Ich bin mir sicher, dass hier das größte Potential zur Abwanderung in die Privatwirtschaft herrscht. In der Erfahrungsstufe 5 und 6 ist das Gehalt bereits auskömmlicher, daher glaube ich, dass hier eher weniger in die Privatwirtschaft gehen bei einem mittelmäßigen Abschluss oder schlechten Abschluss.

Vielen rinnt im Moment das Geld nur so durch die Finger und es kommt kaum was zusätzlich nach seit 2020. Das ist schon fatal. Ich beobachte bei mir im Team eine sehr hohe Unzufriedenheit monetärer Natur (EG 11-13 bzw. A11-A13).

cyrix42

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« Antwort #775 am: 04.08.2023 19:45 »
Viele in den Erfahrungsstufen 1-4 spüren im Öffentlichen Dienst den hohen Geldwertverlust. [...] Ich beobachte bei mir im Team eine sehr hohe Unzufriedenheit monetärer Natur (EG 11-13 bzw. A11-A13).

Zur EG 11 sagt die oben verlinkte Tabelle von Destatis, dass die ca. 70k Vollzeitäquivalente, die in den Ländern in der EG 11 sind, im Juni 2021 ein Durchschnittsgehalt von 4830€ hatten. Stufe 4 war damals (im TV-L) bei 4480€, Stufe 5 bei 5080€, Stufe 6 bei 5230€. Die Mehrheit dieser Beschäftigten wird also schon irgendwo in den Stufen 4 bis 6 hängen.

Ein ähnliches Bild gibt es auch in der EG 12: Ca. 34k Beschäftigte, Durchschnitts-Brutto 5440€, Stufe 4 bei 4960€, Stufe 5 bei 5580€, Stufe 6 bei 5750€.

Nur bei der EG 13 sieht es etwas anders aus, was an den ganzen WiMis liegen dürfte, die dann nach ein paar wenigen Jahren von der Uni in die Privatwirtschaft abwandern (müssen): Etwas über 200k VZÄ, Durchschnitts-Brutto 4990€, Stufe 3 [!] bei 4620€, Stufe 4 bei 5070€, Stufe 5 bei 5700€ (und Stufe 6 bei 5870€).

Will sagen: Wenn man die unteren Stufen stärker fördert, würde das sicherlich helfen, dass man (zumindest, wenn nicht andere Faktoren dagegensprechen) einfacher Personal ohne bzw. mit wenig einschlägiger Berufserfahrung werben kann. (Außerdem wäre es offenbar gar nicht so teuer, da es doch eher nur einen geringeren Teil der Belegschaft betrifft.) Und Leute, die schon länger dabei sind, sind vieleicht auch so träge, dass sie dann doch nicht mehr wechseln. Andererseits: Es gibt ja auch jetzt schon die Möglichkeit der Stufenvorweggewährung, wenn der AG es denn zur Fachkräftebindung anwenden will...

Ich würde aber vermuten, dass gerade aufgrund der hohen Anzahl an sich in den niedrigeren Stufen befindlichen E13ern diese EG da eher weniger von profitieren wird.

cyrix42

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« Antwort #776 am: 04.08.2023 20:27 »
*) Kleine Rechnung: Eine Erhöhung nur für die "kleinen Stufen" um 1,3% würde auch etwa 1 G€ kosten. (Ich hab', da ich zu wenig Daten habe, einfach virtuell so getan, dass sich das angegebene Durchschnittsgehalt daraus ergibt, dass x% in Stufe 3 und (100-x)% in Stufe 6 sind. Genauer aufspalten ließ sich das nicht.)

*) Analog auch für 1G€ zu haben: Erhöhung der "kleinen Stufen" der EGs >= 11 um 2%.

Tariflas

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« Antwort #777 am: 05.08.2023 07:13 »

Vielen rinnt im Moment das Geld nur so durch die Finger und es kommt kaum was zusätzlich nach seit 2020. Das ist schon fatal. Ich beobachte bei mir im Team eine sehr hohe Unzufriedenheit monetärer Natur (EG 11-13 bzw. A11-A13).

Bei uns genauso, es ist sehr häufig Thema.

Ich bin E13/3 und laut meiner Haushaltsapp gebe ich seit 2021 300 Euro mehr pro Monat aus- ich habe allerdings nichts an meinem Lebensstandard geändert, es ist einfach alles sehr viel teurer geworden...

Und es macht keinen Spaß mehr.

Ich habe zwei Masterabschlüsse und muss rechnen wie ein Hartz4-Empfänger.

Mein Vater war KFZ-Mechaniker und hat mit nur einem Gehalt (Mutter war Hausfrau) ein großes Haus abbezahlt- klar, die Zeiten sind lange vorbei, aber dennoch sollte man als Akademiker einen guten Lebensstandard haben.

Sonst ist das Studium wirklich für die Katz, in meinem Fall hätte ich einfach Industriekauffrau bleiben sollen- ich hätte schon viel früher mein jetziges Gehalt verdient da ich im IGM-Betrieb tätig war... und das bei einer 35 Stundenwoche!

Meine ehemalige Mitauszubildende lacht mich aus- sie verdient mit Realschulabschluss, kein Abitur, Ausbildung zur Industriekauffrau mittlerweile ihre 3500 Euro netto- inklusive Firmenwagen und -handy, Gewinnbeteiligung und fettem jährlichen Bonus in fünfstelliger Höhe.

Dazu hat sie in den Zwanzigern bereits in die Rentenkasse eingezahlt, während ich in der Uni gehangen habe...

Das geht einfach nicht! Bildung muss sich wieder lohnen!

cyrix42

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« Antwort #778 am: 05.08.2023 07:38 »
Nun, Bildung lohnt sich auch. Nur ziellos herumstudieren und neben einem Abschluss, den man nicht braucht, den nächsten zu machen, usw. offensichtlich nicht…

Es gibt keinen Grund, warum du für deine (mindestens mal zeitliche) Fehlinvestition jetzt belohnt werden solltest, während andere zielstrebiger ihre Ausbildung durchlaufen haben und dadurch deutlich mehr Zeit hatten, schon relevante Berufserfahrung zu sammeln. Frage mal deinen Vater, ab wann dieser in seinem Beruf gearbeitet hat; und dann vergleiche, in welchem Alter du als Berufsanfängerin in deine derzeitige Tätigkeit eingestiegen bist…

Du kannst noch so viel jammern, aber es gibt kein Anrecht, warum du als Akademikerin, die es nicht einmal geschafft hat, auf direktem Wege zu ihrem Abschluss zu kommen, sondern sich nach Berufsausbildung, erstem Studium ein zweites gegönnt hat, höher starten [!] solltest, als andere, die direkt ihren Weg gegangen und seit vielen Jahren berufstätig sind.

Du kannst dich ja damit trösten, dass du in ein paar Jahren noch deutliche Gehaltssprünge erleben wirst. Die Sprünge von 13/3 auf 13/4 und von dort auf 13/5 sind ja nun wirklich nicht klein.
« Last Edit: 05.08.2023 07:50 von cyrix42 »

Tariflas

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« Antwort #779 am: 05.08.2023 08:32 »
Nur ziellos herumstudieren und neben einem Abschluss, den man nicht braucht...
Es gibt keinen Grund, warum du für deine (mindestens mal zeitliche) Fehlinvestition jetzt belohnt werden solltest

Sag mal geht es noch?
Du kennst meine berufliche Vita überhaupt nicht, von daher verbitte ich mir solche dreisten Aussagen.

Ich bin jetzt genau im Zielberuf tätig und in meiner Stellenausschreibung war exakt mein Studienfach genannt plus "idealerweise verfügen Sie über kaufmännische Kenntnisse", da ich auch Akten anlegen und Excel-Listen führen muss.

Ein MBA ist übrigens nichts ungewöhnliches mehr, sondern wird von Arbeitgebern sehr gerne gesehen und auch entsprechend entlohnt.