Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034963 times)

Schnarchnase81

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2940 am: 11.10.2023 10:52 »
Und da schmeiß ich mich weg. 12 Stunden und länger an einem Tag? Im heutigen Arbeitgebermarkt? Ganz klarer Verweis auf das ArbZG und gut ist.

Das "Wegschmeißen" hilft nix. Schon mal einen Blick auf die Veranstaltungsbranche oder in die Werbung geworfen? Oder mal zur Erntezeit den Landwirt Ihres Vertrauens besuchen.

Was machen Sie denn, wenn Sie in der privaten Wirtschaft arbeiten und ein Projekt so weit im Verzug ist, dass Sie Termine nicht halten können und Sie die Vertagsstrafe schon riechen können? Verweisen Sie dann mal fröhlich auf das ArbZG und gehen nach exakt 10h nach Hause. Liebe und Dankbarkeit wird Ihnen gewiss sein  ;)

Ich zähle mich als Beamter natürlich auch zum ÖD und kann dir versichern, dass es lange Schichten auch im ÖD gibt. 12 Stunden kommen bei uns durchaus öfter vor. Auch längere Schichten gibt es….erst neulich waren es 14 Stunden, 16 oder 18 Stunden gab es auch schon….

neodeo2

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2941 am: 11.10.2023 10:57 »
mal back to Toooopic, wann werden die Forderungen bekannt gegeben?

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2942 am: 11.10.2023 10:58 »
Siehe Neuigkeiten-Thread: PK um ca. 15 Uhr

Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2943 am: 11.10.2023 10:59 »
Und da schmeiß ich mich weg. 12 Stunden und länger an einem Tag? Im heutigen Arbeitgebermarkt? Ganz klarer Verweis auf das ArbZG und gut ist.

Das "Wegschmeißen" hilft nix. Schon mal einen Blick auf die Veranstaltungsbranche oder in die Werbung geworfen? Oder mal zur Erntezeit den Landwirt Ihres Vertrauens besuchen.

Was machen Sie denn, wenn Sie in der privaten Wirtschaft arbeiten und ein Projekt so weit im Verzug ist, dass Sie Termine nicht halten können und Sie die Vertagsstrafe schon riechen können? Verweisen Sie dann mal fröhlich auf das ArbZG und gehen nach exakt 10h nach Hause. Liebe und Dankbarkeit wird Ihnen gewiss sein  ;)

Gerade in der Veranstaltungsbranche und in der Landwirtschaft sollten Arbeitsverträge auch derart gestaltet sein, dass bei Bedarf in Spitzenzeiten entsprechende Arbeitszeiten ermöglicht werden. Für Ärzte usw. gibts da ja auch Ausnahmen, irgendwo wirds für sowas auch etwas geben.

Bei normalen Jobs mit Standardverträgen und Standardarbeitszeiten kannst du dich als Arbeitnehmer wahlweise unbezahlt kaputtarbeiten (und niemand dankt es dir) oder das machen, was gesund und gesetzlich vorgesehen ist (und Chef wird im ersten Moment sauer sein, irgendwann dann aber doch einknicken und einfach jemand zweites einstellen/suchen). Oder es werden eben Überstunden angeordnet, die vielerorts mit entsprechenden Zuschlägen versehen sind.

Wenn ich Bock hätte, mich kaputt zu arbeiten, würde ich mich selbstständig machen. Genau das ist doch der Sinn hinter einer Anstellung, dass man geregelte Arbeitszeiten bei geregeltem Einkommen mit geregelten Tätigkeiten hat.

Edit: Gerade im Bezug auf Vertragsstrafen kann mir das als sachbearbeitender Angestellter völlig egal sein. Führungskräfte werden nicht besser vergütet als Sachbearbeiter, weil das Erstellen der Urlaubspläne so anstrengend ist. Sie werden besser vergütet, weil SIE die Verantwortung dafür tragen, dass Deadlines gehalten werden. Wenn SIE merken, dass das unter normalen Bedingungen nicht funktioniert, müssen SIE dafür sorgen, dass es noch funktioniert. Das geht wahlweise mithilfe der Sachbearbeiter (=> Überstunden anordnen), Anfragen ob eine Verschiebung der Deadline möglich ist beim Vertragspartner oder kurzfristiger Ressourcenbeschaffung durch Personaleinkauf beim Dienstleister.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2944 am: 11.10.2023 11:20 »

Edit: Gerade im Bezug auf Vertragsstrafen kann mir das als sachbearbeitender Angestellter völlig egal sein. Führungskräfte werden nicht besser vergütet als Sachbearbeiter, weil das Erstellen der Urlaubspläne so anstrengend ist. Sie werden besser vergütet, weil SIE die Verantwortung dafür tragen, dass Deadlines gehalten werden. Wenn SIE merken, dass das unter normalen Bedingungen nicht funktioniert, müssen SIE dafür sorgen, dass es noch funktioniert. Das geht wahlweise mithilfe der Sachbearbeiter (=> Überstunden anordnen), Anfragen ob eine Verschiebung der Deadline möglich ist beim Vertragspartner oder kurzfristiger Ressourcenbeschaffung durch Personaleinkauf beim Dienstleister.

Natürlich! ... und das ist der Unterschied zur pW: Wenn Sie dort in einem kleinem Softwarehaus oder einer Werbeagentur mit 8 MA sitzen, dann werden Sie mit Ihrem Projekt fertig werden müssen. Da gibt's keine Töpfe, aus denen die Leute bezahlt werden ...

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2945 am: 11.10.2023 11:33 »
Und da schmeiß ich mich weg. 12 Stunden und länger an einem Tag? Im heutigen Arbeitgebermarkt? Ganz klarer Verweis auf das ArbZG und gut ist.

Das "Wegschmeißen" hilft nix. Schon mal einen Blick auf die Veranstaltungsbranche oder in die Werbung geworfen? Oder mal zur Erntezeit den Landwirt Ihres Vertrauens besuchen.

Was machen Sie denn, wenn Sie in der privaten Wirtschaft arbeiten und ein Projekt so weit im Verzug ist, dass Sie Termine nicht halten können und Sie die Vertagsstrafe schon riechen können? Verweisen Sie dann mal fröhlich auf das ArbZG und gehen nach exakt 10h nach Hause. Liebe und Dankbarkeit wird Ihnen gewiss sein  ;)

Schon mal das Arbeitszeitgesetz in der Hand gehabt und auch gelesen? In § 7, 2 Abs. 2 ist die Erntezeit in der Landwirtschaft explizit geregelt.

Arbeitgeber sind im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses verpflichtet, Leben und Gesundheit des Arbeitnehmers zu schützen. Und um die Arbeitgeber, denen das völlig egal, einen gewissen Rahmen abzustecken, gibt es u.a. das ArbZG. Die Liebe und Dankbarkeit, die du dir von deinem Arbeitgeber hier erhoffst, drehen sich schnell in das Gegenteil um, wenn du auf Grund von Krankheit einmal länger ausfallen solltest. Bei dauerhafter Überlastung und mangelnden Regenerationsphasen wird sich dein Körper früher oder später melden.

Wenn das Projekt ewig im Verzug ist, hat aus meiner Sicht die Führungskraft komplett versagt. Denn deren Aufgabe ist es, solche Probleme frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.Die Zeiten, in denen ich mir die Probleme der anderen zu meinen eigenen gemacht habe, sind vorbei.

Liebe und Dankbarkeit erfahre ich von meiner Frau und Kindern, wenn ich mit ihnen meine Zeit verbringe. Ich lebe nicht, um zu arbeiten, sondern ich arbeite, um zu leben.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2946 am: 11.10.2023 11:50 »
Und da schmeiß ich mich weg. 12 Stunden und länger an einem Tag? Im heutigen Arbeitgebermarkt? Ganz klarer Verweis auf das ArbZG und gut ist.

Das "Wegschmeißen" hilft nix. Schon mal einen Blick auf die Veranstaltungsbranche oder in die Werbung geworfen? Oder mal zur Erntezeit den Landwirt Ihres Vertrauens besuchen.

Was machen Sie denn, wenn Sie in der privaten Wirtschaft arbeiten und ein Projekt so weit im Verzug ist, dass Sie Termine nicht halten können und Sie die Vertagsstrafe schon riechen können? Verweisen Sie dann mal fröhlich auf das ArbZG und gehen nach exakt 10h nach Hause. Liebe und Dankbarkeit wird Ihnen gewiss sein  ;)

Schon mal das Arbeitszeitgesetz in der Hand gehabt und auch gelesen? In § 7, 2 Abs. 2 ist die Erntezeit in der Landwirtschaft explizit geregelt.

Arbeitgeber sind im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses verpflichtet, Leben und Gesundheit des Arbeitnehmers zu schützen. Und um die Arbeitgeber, denen das völlig egal, einen gewissen Rahmen abzustecken, gibt es u.a. das ArbZG. Die Liebe und Dankbarkeit, die du dir von deinem Arbeitgeber hier erhoffst, drehen sich schnell in das Gegenteil um, wenn du auf Grund von Krankheit einmal länger ausfallen solltest. Bei dauerhafter Überlastung und mangelnden Regenerationsphasen wird sich dein Körper früher oder später melden.

Wenn das Projekt ewig im Verzug ist, hat aus meiner Sicht die Führungskraft komplett versagt. Denn deren Aufgabe ist es, solche Probleme frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.Die Zeiten, in denen ich mir die Probleme der anderen zu meinen eigenen gemacht habe, sind vorbei.

Liebe und Dankbarkeit erfahre ich von meiner Frau und Kindern, wenn ich mit ihnen meine Zeit verbringe. Ich lebe nicht, um zu arbeiten, sondern ich arbeite, um zu leben.

... und genau deshalb ist der öD auch viel besser, als manche hier so meinen!

Mir geht dieses "Gesabbel" auf den Geist: "Wenn ich nicht mindestens 1000 Euro mehr bekomme, dann kündige ich", oder "Buhu, ich armer Statdtstaatler brauche 50k Zulage im Jahr". Da draußen weht der Wind etwas rauher und Diskussionen über das ArbZG können auch der Anfang vom Ende eines Arbeitsvertrags sein. Da kann man dann gerne den Rechtsweg beschreiten, in einer kleineren Firma macht das das Vertrauensverhältnis aber final kaputt.

Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2947 am: 11.10.2023 11:52 »

Edit: Gerade im Bezug auf Vertragsstrafen kann mir das als sachbearbeitender Angestellter völlig egal sein. Führungskräfte werden nicht besser vergütet als Sachbearbeiter, weil das Erstellen der Urlaubspläne so anstrengend ist. Sie werden besser vergütet, weil SIE die Verantwortung dafür tragen, dass Deadlines gehalten werden. Wenn SIE merken, dass das unter normalen Bedingungen nicht funktioniert, müssen SIE dafür sorgen, dass es noch funktioniert. Das geht wahlweise mithilfe der Sachbearbeiter (=> Überstunden anordnen), Anfragen ob eine Verschiebung der Deadline möglich ist beim Vertragspartner oder kurzfristiger Ressourcenbeschaffung durch Personaleinkauf beim Dienstleister.

Natürlich! ... und das ist der Unterschied zur pW: Wenn Sie dort in einem kleinem Softwarehaus oder einer Werbeagentur mit 8 MA sitzen, dann werden Sie mit Ihrem Projekt fertig werden müssen. Da gibt's keine Töpfe, aus denen die Leute bezahlt werden ...

Wenn man Vergleiche anstellt, dann am Besten auch mit ähnlich großen Arbeitgebern ab z.B. 100 MA, aus denen die pW zu großen Teilen besteht. Da nimmt sich das nix ob öD oder pW, es gilt schlicht für alle.

Um in 3-Mann-Startup-Klitschen zu arbeiten, sollte man auch der Typ dafür sein. Da geht es weniger darum, mit dem erfolgreichen Abschluss des Projektes den dritten Porsche des Inhabers noch vor dem April zu finanzieren, sondern darum, dass sich das Unternehmen überhaupt halten und dein Gehalt zahlen kann. Da muss man zwangsläufig dazu bereit sein, sich aufzuopfern, wenn man an seinem Job hängt. Wenn man bspw. durch Anteile auch noch zum Miteigentümer gemacht wird, ist da noch viel weniger gegen einzuwenden.

Edit:
... und genau deshalb ist der öD auch viel besser, als manche hier so meinen!

Mir geht dieses "Gesabbel" auf den Geist: "Wenn ich nicht mindestens 1000 Euro mehr bekomme, dann kündige ich", oder "Buhu, ich armer Statdtstaatler brauche 50k Zulage im Jahr". Da draußen weht der Wind etwas rauher und Diskussionen über das ArbZG können auch der Anfang vom Ende eines Arbeitsvertrags sein. Da kann man dann gerne den Rechtsweg beschreiten, in einer kleineren Firma macht das das Vertrauensverhältnis aber final kaputt.
Auch hier scheinst du "da draußen", also die pW immer gleichzusetzen mit kleinen Firmen.
Würde mich interessieren was deine Meinung ist, wenn man pW auch und vor allem mit mittelgroßen bis großen Firmen gleichsetzt.

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2948 am: 11.10.2023 11:52 »

Das gleiche Problem habe ich aber auch in E13. Ich komme locker auf meine 50h und mache den Job der sich früher auf 3-4 Vollzeitstellen aufgeteilt hat. Es kommen einfach keine neuen Leute nach.

Genau wie bei uns, inklusive Dienstreisen zu anderen Standorten inklusive wochenlangen Aufenthalten dort, weil die Stellen dort unbesetzt sind... dass ich getrennt von Mann und Freunden bin- juckt keinen.

Solche Arbeitsbedingungen wollte ich vermeiden, deshalb ging ich in den ÖD, wo mir ein stetiger und ständiger Dienstort versprochen worden ist... aber zahlreiche Kollegen gingen in Rente und wurden nicht nachbesetzt bzw. laufen unsere Stellenausschreibungen nun schon zum zweiten Mal ins Leere- keine Bewerber da.

Von daher arbeite ich für 4 Leute mit, habe aber nur ein Gehalt.

Floki

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« Antwort #2949 am: 11.10.2023 12:06 »
Der große Unterschied ist doch wirklich simple:

In der pW wird die Mehrarbeit oftmals honoriert. Entweder wird diese unmittelbar vergütet oder man erarbeitet sich eben eine tatsächliche Gehaltserhöhung oder Beförderung. Gerade in großen Unternehmen.

In der ÖD wird die (freiwillige!!!!!!!!!!!!!!!!) Mehrarbeit eben nicht vergütet. Sie wird auch nicht geschuldet. Wer hier diese Mehrarbeit leistet und auch noch erwartet, dass diese honoriert werden soll, ist einfach ein Teil des Problems.

Wie oft ich jetzt hier gelesen habe, was für tolle Angebote aus der pW vorliegen sollen. Entweder ist das dreist gelogen oder ich verstehe nicht, weshalb ihr nicht sofort wechselt. Bessere Arbeitsbedingungen und 20.000€ mehr Gehalt? Ja dann los! Hopp!

NelsonMuntz

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« Antwort #2950 am: 11.10.2023 12:11 »

[....]

Auch hier scheinst du "da draußen", also die pW immer gleichzusetzen mit kleinen Firmen.
Würde mich interessieren was deine Meinung ist, wenn man pW auch und vor allem mit mittelgroßen bis großen Firmen gleichsetzt.

Alles schon erlebt in Firmen mit 250+ MA: Kurzarbeit mit der "Anregung" trotzdem zu Arbeiten. Samstagsarbeit zur Abarbeitung von zeitkritischen Aufträgen, oder (besonderes Schmankerl): Angebot an den BR: "Entweder Entlassungen, oder dauerhafte Kürzung sämtlicher Gehälter um 7,5%".

In wirklich großen Konzernen kommt das sicher nicht so vor, im Mittelstand passiert das durchaus. Und genau aus diesen Erfahrungen heraus bin ich final im öD gelandet.

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2951 am: 11.10.2023 12:16 »


Wie oft ich jetzt hier gelesen habe, was für tolle Angebote aus der pW vorliegen sollen. Entweder ist das dreist gelogen oder ich verstehe nicht, weshalb ihr nicht sofort wechselt. Bessere Arbeitsbedingungen und 20.000€ mehr Gehalt? Ja dann los! Hopp!

Der Arbeitsweg wäre länger und ich habe bisher keine Lust auf eine neue Probezeit, wo man auch mal fix weg vom Fenster sein kann... das hält mich noch.

MoinMoin

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« Antwort #2952 am: 11.10.2023 12:32 »
Während die IT zweifellos ihre Verwendung hat, sollten wir uns nicht in einer Täuschung verfangen - IT-Personal kann ohne nennenswerte Schwierigkeiten ausgelagert werden, da technisches Fachwissen auf dem Markt vorhanden ist.

Im Gegensatz dazu nimmt die Verwaltung einen herausragenden Platz in der Hierarchie der Organisation ein und hat unmittelbaren Einfluss auf die täglichen Abläufe und die Zufriedenheit der Bürger. Lange Wartezeiten bei Anträgen oder ineffiziente Verwaltungsprozesse sind nicht nur ärgerlich, sondern können schwerwiegende Konsequenzen haben und das Vertrauen in die Behörden erschüttern.

In den Tarifverhandlungen sollten wir daher jede Überschätzung der IT-Branche konsequent vermeiden. Stattdessen müssen Ressourcen und Aufmerksamkeit verstärkt auf die Verwaltung gerichtet werden, um sicherzustellen, dass qualifiziertes Personal angemessen entlohnt wird. Es ist höchste Zeit, die arrogante Haltung in der IT-Welt zu hinterfragen und sich auf die wahrhaft bedeutsamen Kerntätigkeiten der Verwaltung zu konzentrieren, während die IT und der Hausmeister klar als unterstützende Prozesse betrachtet werden müssen.
Absolut richtig: IT ist in 90% der Fälle ein reiner Dienstleister im öD und unterstützt nur die Kernaufgaben.
Das outsourcing ist aber um Faktor 3-10 teurer, als die Lösungen in House zu produzieren.
Insbesondere, da dann Domainenwissen bei der IT aufgebaut wird.
Das hat mit Arroganz nichts zu tun, sondern es bleibt beim outsourcing halt weniger Geld für euch über, die die echte Arbeit machen.

Coffee86

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2953 am: 11.10.2023 12:44 »


Wie oft ich jetzt hier gelesen habe, was für tolle Angebote aus der pW vorliegen sollen. Entweder ist das dreist gelogen oder ich verstehe nicht, weshalb ihr nicht sofort wechselt. Bessere Arbeitsbedingungen und 20.000€ mehr Gehalt? Ja dann los! Hopp!

Der Arbeitsweg wäre länger und ich habe bisher keine Lust auf eine neue Probezeit, wo man auch mal fix weg vom Fenster sein kann... das hält mich noch.

Die typische Antwort auf Unzufriedenheit kann doch aber auch nicht sein - "geht". In unserem Team waren wir lange Zeit eingeschworen - man hat Spaß, interessante Projekte und auch ein tolles Miteinander. Aber auch hier sehen sich immer mehr Leute um und einige hat es auch schon weggezogen (und die Nachbesetzung ist äußerst schwierig). Weitere sondieren zumindest den Markt. Es kann doch aber auch nicht sein, alle zu vergraulen - vor allem weil es auch die sind, die leisten WOLLEN. Und da geht es ja nicht mal nur um den MINT-Bereich - es gibt so viele höherdotierte Jobs, die einfach keine Nachfolger finden (bei uns eigentlich die komplette Spanne zwischen E11 und E14), und da ist es egal ob es um Projektleiter, (Verwaltungs-)Referenten, Ingenieure, ITler oder Abteilungsleiter geht.

Der öD schafft sich aktuell selbst ab - und die Lösung bei den Unzufriedenen kann ja nun wirklich nicht sein "ja dann geh doch". Ich kann meinen Job gern machen und dennoch über diverse Umstände unglücklich sein und dies auch kundtun. Wechsel ist für mich eine der letzten Optionen, aber auch ich lese mir die Angebote die ich erhalte vermehrt intensiver durch.

Meine Hoffnung bleibt aber bei einem (sehr) guten Tarifabschluss - wenn auch natürlich diese Hoffnung fern jeder Realität ist. Einfach damit nicht noch mehr Leute gehen und man vielleicht auch neues Personal akquierien kann.

AVP

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2954 am: 11.10.2023 12:46 »


Leider hast du recht. Tatsächlich bin ich auch in EG 11.3 und mein Freundeskreis wundert sich auch über mein niedriges Gehalt aus meinem Hauptjob. EG 11 im TV-L bringt kaum noch was. Und ich bin auch einfach nur noch frustriert über meine monatliche Gehaltsabrechnung. Ohne zusätzlichen Minijob wäre ich finanziell auch in der Armut.

Ich vermute mal stark, Du gehörst auch zu den hier vorherrschenden IT-Jammerern - jemand in der Verwaltung mit E11 (was in sehr vielen Fällen mit hoher Verantwortung und mit Führungsverantwortung verbunden ist) wird sich nicht von Armut bedroht fühlen. Mal davon abgesehen: Die meisten Beschäftigten befinden sich in niedrigeren Entgeltgruppen und können von E11 nur träumen.

Je nach persönlicher Situation (Anzahl Kinder, Ballungsraum, Verdienst Partner) kann man in niedrigeren Entgeltgruppen allerdings auch Sozialleistungen (Wohngeld, Kinderzuschlag, Bildung- und Teilhabe, Befreiung von den Kitagebühren etc.) erhalten, sodass der effektive Unterschied dann praktisch nicht mehr besteht.

Beispiel 2 Kinder, Partner arbeitet nicht:

EG11 Stufe 3 TVL SKL 3 (ums Ehegattensplitting dazustellen)= 3.000€ netto Monat (inkl Jahressonderzahlung)

EG6 Stufe 3 TVL SKL 3 = 2.400€ netto/Monat

Wenn jetzt 1.000€ Miete gezahlt wird gibt es zB in Köln (Mietstufe 6) noch dazu:

+570€ Wohngeld ( https://www.wohngeldrechner24.de/wohngeld/?bl=9&fm=3&an=1&et1=0&ea1=0&ss1=0&fuerJ=2023&lS=1&Seite=2#RechnerStart )

+ 0€ Kinderzuschlag ( https://www.kinderzuschlagrechner24.de/kinderzuschlag/?hp=1&ap0=1&ap1a=0&ap1=1&ap2=0&ap4=0&ap5=0&ww=0&is=0&wgjn=0&kg=0&fuerJ=2023&lS=1&Seite=2#RechnerStart )

+ Bildung und Teilhabe (durch Wohngeldbezug), also kostenlose Kita, kostenlose Schulmensa, 15€/Kind Sport, 15€/Kind Schulkram, kostenlose Schulbücher, kostenlose Klassenfahrten + Ausflüge =~ pro Monat 100-150€/Kind gemittelt = 250€

Effektives Haushaltsnetto bei EG6 Stufe 3: ~3.200€ netto

Wer noch weniger verdient würde dann irgendwann auch durch Kinderzuschlag, Kindergrundsicherung etc. aufschließen.

Man könnte also zynisch behaupten eine akademische Tätigkeit im öD „lohnt“ sich nur unter den Bedingungen:
- keine Kinder
- günstige Wohngegend
- Partner verdient ebenfalls (hängt häufig ja auch von den Kindern ab).

Wenn die 3 Punkte aber vorliegen wäre der größte Vorteil dass man auch mit 20% Teilzeit quasi das gleiche Haushaltsnetto hat. Das ganze ist aber ja auch schon bekannt bezüglich der BVerfG Rechtsprechung zur Amtsangemessenen Alimentation