Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034846 times)

axum705

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3480 am: 18.10.2023 15:33 »
Ich nenne nur die Zahlen, die meine regelmäßige Alumni-Abfrage ergeben. Ich gehe davon aus, dass das alles AT-Gehälter sind. Keiner der Absolvierenden wird nach Tarif bezahlt, jedenfalls keiner der dieses Jahr bei uns mit dem Master abgeschlossen hat.

Ich habe kurz meine Frau gefragt: Ab 110k beginnt das absolute Minimum der untersten außertariflichen Führungsebene. Dazu gibt es noch einen ordentlichen variablen Anteil, einen Dienstwagen und wohl eine sehr gute bAV. Nachteil: kein Kündigungsschutz, keine automatischen Tariferhöhungen, keine Arbeitszeiterfassung. Viele entscheiden sich daher statt AT für ERA 16/17 mit 40h-Vertrag. Die Daten betreffen eines der genannten Unternehmen.

Fazit: Der ÖD wird da niemals auch nur annähernd aufschließen können. Das muss jedem bewusst sein, der sich für eine Tätigkeit dort entscheidet.

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3481 am: 18.10.2023 15:36 »
Da reichen aber keine 5 Prozent.

Ach, von der Vorstellung, dass am Ende ein Tarifergebnis bei rauskommt, welches die Inflation komplett ausgleicht, habe ich mich eh schon längst verabschiedet. Es geht da eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung fürs Reallohnniveau. Man darf auch nicht ganz außer Acht lassen, dass es da draußen mehr als genug Arbeitnehmer außerhalb des öD gibt, die von Inflationsausgleichsprämie, Sockelbetrag und einem wie auch immer prozentigen Schluck oben drauf nur träumen können. Insofern vermute ich, dass man auch von öD-Bediensteten erwarten wird, dass sie die inflationsbedingten Abstriche hinnehmen und auf die nächste Tarifverhandlung in 1-2 Jahren warten, um die Inflation dann hoffentlich wieder einholen zu können. Im Augenblick ist das leider aussichtlos. Aber ein weiteres Auseinanderklaffen der Tarifverträge muss schon verhindert werden, es sitzen eh schon zu viele Spezialkräfte auf gepackten Koffern und warten auf die passende Stellenanzeige mit TVöD/TV-V oder vom DAX-Konzern.

Also das übliche Karotte vor die Nase halten.
Ich weiß nicht, ob ihr euch noch erinnert über das historisch schlechte (oder beste Ergebnis aller Zeiten laut verdi) von 2021. Bei einer zu dem Zeitpunkt der Tarifverhandlungen gemessenen Inflation von knapp 6% kam ein Abschluss raus mit 2,8% gestreckt auf 24 Monate. Da war es im Grunde die selbe Leier "Vielleicht hast du beim nächsten Mal mehr Glück".

Wir hatten davor aber auch jahrelang Inflationsraten unter 2 %, in manchen Jahren sogar deutlich unter 1 %.
https://www.finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland

Es gibt halt Jahre, da klappt es mit einem deutlichen Plus oberhalb der Inflation mal besser und mal schlechter. Bei einer Inflation dreimal so hoch wie das EZB-Ziel von 2 % kommt der Länderhaushalt eben schnell an seine Grenzen des Machbaren, zumal 800.000 TV-Ler auch nicht gerade wenig sind. Es lohnt sich einfach nicht, in Zeiten wie diesen von deutlichen Lohnzuwächsen per Tarifverhandlung zu träumen. Wer für sich mehr als einen annähernden Inflationsausgleich will, der muss kündigen und wechseln.

Problematisch ist doch eigentlich nur das hier: https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/

Eigentlich müsste Ver.di nichts anderes mit in die Verhandlungen nehmen als diesen hier schön aufgezeigten Vergleich. Und da sind wir als TV-Ler nun einfach mal das Schlusslicht in der Betrachtung.

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3482 am: 18.10.2023 15:43 »
Ich nenne nur die Zahlen, die meine regelmäßige Alumni-Abfrage ergeben. Ich gehe davon aus, dass das alles AT-Gehälter sind. Keiner der Absolvierenden wird nach Tarif bezahlt, jedenfalls keiner der dieses Jahr bei uns mit dem Master abgeschlossen hat.

Ich habe kurz meine Frau gefragt: Ab 110k beginnt das absolute Minimum der untersten außertariflichen Führungsebene. Dazu gibt es noch einen ordentlichen variablen Anteil, einen Dienstwagen und wohl eine sehr gute bAV. Nachteil: kein Kündigungsschutz, keine automatischen Tariferhöhungen, keine Arbeitszeiterfassung. Viele entscheiden sich daher statt AT für ERA 16/17 mit 40h-Vertrag. Die Daten betreffen eines der genannten Unternehmen.

Fazit: Der ÖD wird da niemals auch nur annähernd aufschließen können. Das muss jedem bewusst sein, der sich für eine Tätigkeit dort entscheidet.

Dann passen die Zahlen immerhin, die mir genannt werden. Klar ist, dass wir diese im ÖD nie erreichen werden. Problem: Bei dem derart großen Fachkräftemangel, der überall herrscht, dass die Studis dann auf alle Fälle den Weg in die PW suchen. Wer will es ihnen auch verdenken.

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3483 am: 18.10.2023 16:08 »
Da reichen aber keine 5 Prozent.

Ach, von der Vorstellung, dass am Ende ein Tarifergebnis bei rauskommt, welches die Inflation komplett ausgleicht, habe ich mich eh schon längst verabschiedet. Es geht da eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung fürs Reallohnniveau. Man darf auch nicht ganz außer Acht lassen, dass es da draußen mehr als genug Arbeitnehmer außerhalb des öD gibt, die von Inflationsausgleichsprämie, Sockelbetrag und einem wie auch immer prozentigen Schluck oben drauf nur träumen können. Insofern vermute ich, dass man auch von öD-Bediensteten erwarten wird, dass sie die inflationsbedingten Abstriche hinnehmen und auf die nächste Tarifverhandlung in 1-2 Jahren warten, um die Inflation dann hoffentlich wieder einholen zu können. Im Augenblick ist das leider aussichtlos. Aber ein weiteres Auseinanderklaffen der Tarifverträge muss schon verhindert werden, es sitzen eh schon zu viele Spezialkräfte auf gepackten Koffern und warten auf die passende Stellenanzeige mit TVöD/TV-V oder vom DAX-Konzern.

Also das übliche Karotte vor die Nase halten.
Ich weiß nicht, ob ihr euch noch erinnert über das historisch schlechte (oder beste Ergebnis aller Zeiten laut verdi) von 2021. Bei einer zu dem Zeitpunkt der Tarifverhandlungen gemessenen Inflation von knapp 6% kam ein Abschluss raus mit 2,8% gestreckt auf 24 Monate. Da war es im Grunde die selbe Leier "Vielleicht hast du beim nächsten Mal mehr Glück".

Wir hatten davor aber auch jahrelang Inflationsraten unter 2 %, in manchen Jahren sogar deutlich unter 1 %.
https://www.finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland

Es gibt halt Jahre, da klappt es mit einem deutlichen Plus oberhalb der Inflation mal besser und mal schlechter. Bei einer Inflation dreimal so hoch wie das EZB-Ziel von 2 % kommt der Länderhaushalt eben schnell an seine Grenzen des Machbaren, zumal 800.000 TV-Ler auch nicht gerade wenig sind. Es lohnt sich einfach nicht, in Zeiten wie diesen von deutlichen Lohnzuwächsen per Tarifverhandlung zu träumen. Wer für sich mehr als einen annähernden Inflationsausgleich will, der muss kündigen und wechseln.

Problematisch ist doch eigentlich nur das hier: https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/

Eigentlich müsste Ver.di nichts anderes mit in die Verhandlungen nehmen als diesen hier schön aufgezeigten Vergleich. Und da sind wir als TV-Ler nun einfach mal das Schlusslicht in der Betrachtung.
Die schöne Graphik endet leider 2019. Bei der weiteren Entwicklung würden wohl noch größere Abstände deutlich werden.

axum705

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3484 am: 18.10.2023 16:46 »
Die schöne Graphik endet leider 2019. Bei der weiteren Entwicklung würden wohl noch größere Abstände deutlich werden.
Beim Metalltarif muss man ab 2019 aufpassen, was alles einberechnet wird. Für 2019 gab es das tarifliche Zusatzentgelt, dass unter bestimmten Voraussetzungen in 8 zusätzliche freie Tage umgewandelt werden kann. Das Tabellenentgelt wurde erst 2022 erhöht.

Natürlich ist ein Vergleich TV-L und IGM etwas schwierig, da Staatswesen und Industrie ganz andere Voraussetzungen haben. Aus meiner Sicht egalisiert sich das aber, wenn beide Bereiche um das knappe Gut "Arbeitnehmer" konkurrieren. Und ich meine jetzt nicht unbedingt diejenigen, die schon Jahre im Beruf stehen. Die Verteilungskämpfe werden um die kommenden Jahrgänge ausgetragen werden, die aus der Schule heraus vor der Wahl des zukünftigen Arbeitsplatzes stehen.

Aus meiner Sicht ist dafür der Zug für den ÖD bereits abgefahren. Das Gap zu vielen Branchen (nicht allen!) ist inzwischen groß und es gibt keine übergeordnete Strategie der öffentlichen Arbeitgeber. Entscheidungen, was daran zu ändern, dauern zum einen zu lange, zum anderen wird anderen Themen höhere Priorität eingeräumt. Richtig spüren wird man die Auswirkungen erst in ein paar Jahren. Das alles jetzt (Kitas, Ausländerwesen, Bürgerbüros, Zulassungsstellen, etc.) ist meiner Meinung nach erst ein seichtes Vorgeplänkel zu dem, was kommen wird. Bis die Politik erkennt, dass richtig viel Geld in den ÖD gesteckt werden muss, wird es zu spät sein.

Vor kurzem hat Trumpf (die mit dem Laser) der Stadt Stuttgart Unterstützung bei der Lösung des "Ausländeramt-Problems" angeboten. Motivation: viele Mitarbeitende aus dem Ausland leiden unter der langsamen Bearbeitung der Aufenthaltstitel, was Auswirkungen auf die Standortqualität hat. Ich warte schon auf die erste Ideen, zur Standortsicherung große Unternehmen mit bestimmten staatlichen Aufgaben zu beleihen.

WillyWurm

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3485 am: 18.10.2023 16:56 »
Vielleicht mal nicht nur die Granden aus dem DAX / Industrie nehmen.
Für manche Berufsgruppen sieht es dann auch mal nicht so düster aus.

https://www.arbeitsagentur.de/news/entgeltatlas-2020

Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3486 am: 18.10.2023 17:04 »
Insgesamt sollten die miserablen Gehaltsstrukturen des TV-L mal angegangen werden
... Es ist doch überhaupt nicht einzusehen, weshalb ein Dipl.-Ing. gleich viel oder gleich wenig wie ein Dipl. Sozialwissenschaftler verdienen sollte...

Genau! Würde den Ing. auch weniger zusprechen.

Johann

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« Antwort #3487 am: 18.10.2023 17:06 »
Vielleicht mal nicht nur die Granden aus dem DAX / Industrie nehmen.
Für manche Berufsgruppen sieht es dann auch mal nicht so düster aus.

https://www.arbeitsagentur.de/news/entgeltatlas-2020

Als Softwareentwickler bin ich mit dem TV-L Gehalt tatsächlich im letzten Quartil. Aber wir sollen ja nicht wieder das Fass mit der angeblich gefühlten Wahrheit aufmachen, dass ITler insbesondere im TV-L vergleichsweise schlecht bezahlt werden.

Erpelente

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3488 am: 18.10.2023 17:11 »
Hinzu kommt noch die unterschiedliche Behandlung von Beamten und Tarifbeschäftigten (2 Klassen-System) hinsichtlich Arbeitszeit, Zuschläge, Aufstieg usw.

Meinst du die höhere Wochenarbeitszeit der Beamten, die geringen Zuschläge bei Dienst zu ungünstigen Zeiten bzw. Rufbereitschaft bei Beamten und das jahrelange Warten auf Beförderung, obwohl man die höherwertige Tätigkeit schon die ganze Zeit ausübt, wie es bei Beamten ist oder geht es dir um die 170 brutto, die man jeweils für die ersten beiden Kinder bekommt?
« Last Edit: 18.10.2023 17:19 von Erpelente »

Der Obelix

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« Antwort #3489 am: 18.10.2023 17:11 »
2004-2007 Nullrunden TV-L und in dieser Zeit IGM

2004= 2%
2006= 3 %

Auch das hängt noch Jahre Später nach....

Johannes1893

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« Antwort #3490 am: 18.10.2023 19:09 »
Gehört hier zwar nicht direkt dazu, aber ich finde es sehr interessant das die GDL nicht nur eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden fordert, sondern das auch zum wichtigsten Punkt erklärt:

„Die entscheidende Komponente ist die Senkung der Arbeitszeit. Wir haben einen Personalmangel ohne gleichen. Alle klagen, dass wir nicht genügend Leute für die Zukunft bekommen. Aber keiner hat eine Idee, wie wir unsere Berufe attraktiver machen können. Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit bedeutet mehr Lebensqualität, mehr soziale Kontakte und mehr Zeit für die Familie. Das ist von entscheidender Bedeutung und daher das Schwergewicht in dieser Tarifrunde.“

https://www.merkur.de/politik/gdl-chef-claus-weselsky-tarifrunde-2023-deutsche-bahn-streiks-bahnverkehr-unpuenktlich-zr-92574721.html

Im öffentlichen Dienst hat das keinerlei Rolle gespielt.

Markus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3491 am: 18.10.2023 20:39 »
Genau! Würde den Ing. auch weniger zusprechen.
Witzbold. Es geht um Angebot und Nachfrage. Und einen Mangel an Sozialwissenschaftlern wird wohl niemand ernsthaft behaupten. Daher ist es auch unsinnig bzw ineffizient irgendwelche Lohngruppen E10-13 besser entlohnen zu wollen, sondern man muss das auf bestimmte Tätigkeiten oder Qualifikationen beschränken. Und da wo man kein geeignetes Personal bekommt oder gutes halten will, müsste flexibel deutlicher Spielraum nach oben sein.

Mario Nette

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3492 am: 18.10.2023 20:45 »
Wie verhält es sich denn bei den Zulagen, die einem bei Einstellung angeboten werden?

Wenn man z. B. eine Zulage von 150 Euro bekommt, was genau die Differenz zwischen Stufe 3 und 4 ist, und dann nach vier Jahren in Stufe 5 aufsteigt, wird dann die Zulage auf die Differenz zwischen Stufe 4 und 5 (z. B. 250,-.) automatisch angepasst oder würde diese bei 150,- Euro bleiben oder gar ganz weg fallen? Oder ist das frei verhandelbar?
« Last Edit: 18.10.2023 20:54 von Mario Nette »

MoinMoin

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« Antwort #3493 am: 18.10.2023 21:09 »
Ich nenne nur die Zahlen, die meine regelmäßige Alumni-Abfrage ergeben. Ich gehe davon aus, dass das alles AT-Gehälter sind. Keiner der Absolvierenden wird nach Tarif bezahlt, jedenfalls keiner der dieses Jahr bei uns mit dem Master abgeschlossen hat.

Ich habe kurz meine Frau gefragt: Ab 110k beginnt das absolute Minimum der untersten außertariflichen Führungsebene. Dazu gibt es noch einen ordentlichen variablen Anteil, einen Dienstwagen und wohl eine sehr gute bAV. Nachteil: kein Kündigungsschutz, keine automatischen Tariferhöhungen, keine Arbeitszeiterfassung. Viele entscheiden sich daher statt AT für ERA 16/17 mit 40h-Vertrag. Die Daten betreffen eines der genannten Unternehmen.

Fazit: Der ÖD wird da niemals auch nur annähernd aufschließen können. Das muss jedem bewusst sein, der sich für eine Tätigkeit dort entscheidet.

Dann passen die Zahlen immerhin, die mir genannt werden. Klar ist, dass wir diese im ÖD nie erreichen werden. Problem: Bei dem derart großen Fachkräftemangel, der überall herrscht, dass die Studis dann auf alle Fälle den Weg in die PW suchen. Wer will es ihnen auch verdenken.
Naja, nicht für alle Studis gibt es diese Positionen.
Und nicht alle wollen in S etc leben, weil sie woanders mehr von ihrem Gehalt - nach Abzug von Haus und Hof - über haben.

daseinsvorsorge

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« Antwort #3494 am: 18.10.2023 22:05 »
Gehört hier zwar nicht direkt dazu, aber ich finde es sehr interessant das die GDL nicht nur eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden fordert, sondern das auch zum wichtigsten Punkt erklärt:

„Die entscheidende Komponente ist die Senkung der Arbeitszeit. Wir haben einen Personalmangel ohne gleichen. Alle klagen, dass wir nicht genügend Leute für die Zukunft bekommen. Aber keiner hat eine Idee, wie wir unsere Berufe attraktiver machen können. Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit bedeutet mehr Lebensqualität, mehr soziale Kontakte und mehr Zeit für die Familie. Das ist von entscheidender Bedeutung und daher das Schwergewicht in dieser Tarifrunde.“

https://www.merkur.de/politik/gdl-chef-claus-weselsky-tarifrunde-2023-deutsche-bahn-streiks-bahnverkehr-unpuenktlich-zr-92574721.html

Im öffentlichen Dienst hat das keinerlei Rolle gespielt.

Genau- weil die AGs gar nicht bereit sind, überhaupt darüber zu sprechen.

Die AGs werden sich vor einer Reduzierung hüten, weil dann rechnerisch noch mehr Stellen unbesetzt wären.  Zudem wären sie auch nicht bereit, die dafür notwendigen zusätzlichen notwendigen Stellen zu finanzieren- wenn es denn eine Reduzierung bei vollem Lohnausgleich sein soll.

Bei aller Symphatie für die GDL muß Wesselsky natürlich auch erklären, wo die ganzen Lokführer zum Zeitpunkt X denn herkommen sollen, wenn die Arbeitszeit reduziert wird.Denn bereits jetzt fallen ja etliche Züge aus wegen Personalmangel. Und alleine wegen einer möglichen Stundenreduzierung werden jetzt kaum alle umschulen.

Aber insgesamt finde ich den Hinweis auf die GDL gut; denn sie können die DB gut unter Druck setzen.Natürlich ist es einfacher als im ÖD, wenn z.B. schon ein Lokführer ganze Fahrpäne torpedieren kann. Aber das Grundprinzp bleibt bestehen: Ein hoher Organisationsgrad sorgt für gute Ergebnisse- leider im Gegensatz zum ÖD mit geringem O.grad.

Und 95% der Nichtorgansierten im ÖD verhandeln nicht für sich selber, sondern erwarten von den Gewerkschaften, dass sie trotzdem für sie ein gutes Ergebnis herausholen.Auf solche Ideen kommen nur wenige AN in den Berufsgruppen der Bahn.

Tja und solange dieses Dilemma im ÖD bestehen bleibt, werden die Ergebnisse entsprechend niedrig ausfallen. Aber aktuell sehe ich gute Chancen für ca. 75% des TVÖD- Ergebnisses. Und selbst wenn es noch niedriger ausfallen solte, werden nur wenige wechseln. Die Komfortzone im ÖD- im Gegensatz zur PW -ist unterm Strich für die allermeisten dann doch noch zu groß. Was ja auch ok ist- sollte man nur auch so kommunizieren.