Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034959 times)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4200 am: 03.11.2023 07:06 »

Ein automatischer jährlicher Inflationsausgleich spart Streiks und damit auch einigen Stress.

[....]

Die Inflation würde ich nicht laienhaft wie überwiegend die meisten einfach Zahlen raushauen betrachten, sondern spezifisch betrachten. Kurzer Spoiler die Hauptausgaben sind Immobilien-/Mietkosten. Getrennt davon Energiekosten und auch davon getrennt Lebensmittelkosten, etc. mit einem Schlüssel belegen und am Ende des Tages kommt eine Zahl raus, welche die prozentuale Steigerung der Lebenshaltungskosten darstellt.

Ich mag hier jetzt nicht zu weit ausholen, aber bei extern verursachter Inflation (wie in 2022 durch die Kosten für importierte Energie) kann (und darf) eine Tariferhöhung die Kaufkraft gar nicht in voller Höhe ausgleichen. Gleichzeitig können (und müssen) in wirklich guten Zeiten die Steigerungen oberhalb der Inflation liegen. Deshalb sind regelmäßige Tarifverhandlungen auch wichtig.

Die Inflation selbst ist ein Durchschnittswert kumulierter und dabei gewichteter Preissteigerungen. Hier wieder zu differenzieren ist wenig zielführend, da die Gewichtungen dann immer individueller werden. Hier würde übrigens tendenziell immer eine "Lösung" mit Mindest-, Sockel-, oder Festbeträgen herauskommen, also eine Bevorzugung unterer Lohngruppen.

Der Abschluss vom TVöD war dahingehend gar nicht mal so schlecht. Das sollte unsere Messlatte sein.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4201 am: 03.11.2023 07:08 »
Naja, ist ja jetzt nicht so, dass die AG-Vertreter ihre Entscheidungen im luftleeren Raum treffen können. Natürlich gibt es eine Reihe von Randbedingungen und verschiedener Interessen gegeneinander abzuwägen. Da ist das Wohlbefinden der AN nur eines unter vielen.

Ich würde mal nicht unterstellen, dass die AG-Vertreter hier irgendwem etwas Böses wollen. Die Interessensabwägung muss rational erfolgen; und natürlich hätte man da als AN gern eher mehr Berücksichtigung der eigenen Vorstellungen. Aber hier Politiker-Bashing zu betreiben, hilft halt auch nicht weiter…

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4202 am: 03.11.2023 07:13 »
Erwartet denn irgendjemand ernsthaft von Politikern die über unser Gehalt entscheiden irgendeine respektvolle oder proaktive wertschätzende Einstellung?
Das sind alles Beamte die weitestgehend nie im Leben gearbeitet haben, sondern sich von jungen Jahren an durch die Diäten haben durchfüttern lassen.
Sie kennen unsere Probleme nicht, da sie seit jungen Jahren an in ihren fetten Besoldungsblasen sitzen.

Würden dort Menschen als AG stehen die viele Jahre Erfahrung in wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen wären, würde das alles anders ausehen. Da diese Menschen wüssten dass man seine Leute halten muss um seinen Laden am Laufen zu halten.
Den TDL Vertretern sind solche Gedanken völlig fremd, da sie nie aus ihrer Blase rausgetreten sind.

Ich habe früher bei einem Mittelständler gearbeitet, der aus einem 1-Mann-Betrieb eine Firma mit 120 Mitarbeitern geschaffen hat, die komplett schuldenfrei war. Wenn man dort bei den Gehaltsverhandlungen mit Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten, der teuren Miete, etc. angefangen hat, kam als Antwort:

"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"

Hier ging es dann auch gar nicht um die Höhe der Gehaltserhöhung, sondern ob es überhaupt eine geben wird. Hast du Leistung gebracht, konntest du da gut verdienen. Brachtest du zu wenig Leistung, gab es auch mal über Jahre keine Gehaltserhöhung. Da ging es schlicht und ergreifend um Leistung.

Und hier wird es als Gott gegeben hingestellt, dass jeder automatisch eine Gehaltserhöhung verdient hat und die ihm quasi auch zusteht. Ich kann da echt nur den Kopf schütteln.

Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4203 am: 03.11.2023 07:25 »

Ich habe früher bei einem Mittelständler gearbeitet, der aus einem 1-Mann-Betrieb eine Firma mit 120 Mitarbeitern geschaffen hat, die komplett schuldenfrei war. Wenn man dort bei den Gehaltsverhandlungen mit Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten, der teuren Miete, etc. angefangen hat, kam als Antwort:

"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"


Diese Sonnenkönige sind meistens die ersten, welche über den angeblichen Fachkräftemangel jammern.
Mich würde mal interessieren wie dieser seine Preiserhöhungen durchsetzt. Mit gestiegenen Kosten braucht er ja dann nicht zu argumentieren und seine Produkte bzw. ein Teil davon werden nicht unbedingt mehr leisten.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4204 am: 03.11.2023 07:27 »

Und hier wird es als Gott gegeben hingestellt, dass jeder automatisch eine Gehaltserhöhung verdient hat und die ihm quasi auch zusteht. Ich kann da echt nur den Kopf schütteln.

Volkswirtschaftlich ist ein Inflationsausgleich der Gehälter schon wichtig, denn letztendlich münden sämtliche Wirtschaftsprozesse im Konsum. Wenn der Konsument aber kein Geld hat, ist das irgendwie doof.

... Aber die geschilderte Erfahrung habe ich in KMU auch gemacht.

Reisinger850

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« Antwort #4205 am: 03.11.2023 07:47 »
Naja, ist ja jetzt nicht so, dass die AG-Vertreter ihre Entscheidungen im luftleeren Raum treffen können. Natürlich gibt es eine Reihe von Randbedingungen und verschiedener Interessen gegeneinander abzuwägen. Da ist das Wohlbefinden der AN nur eines unter vielen.

Ich würde mal nicht unterstellen, dass die AG-Vertreter hier irgendwem etwas Böses wollen. Die Interessensabwägung muss rational erfolgen; und natürlich hätte man da als AN gern eher mehr Berücksichtigung der eigenen Vorstellungen. Aber hier Politiker-Bashing zu betreiben, hilft halt auch nicht weiter…

Wie schwach einfach die AG- Vertreter hier zitiert werden. Luftleerer Raum, was ich nicht lache :D

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4206 am: 03.11.2023 08:51 »

Ich habe früher bei einem Mittelständler gearbeitet, der aus einem 1-Mann-Betrieb eine Firma mit 120 Mitarbeitern geschaffen hat, die komplett schuldenfrei war. Wenn man dort bei den Gehaltsverhandlungen mit Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten, der teuren Miete, etc. angefangen hat, kam als Antwort:

"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"


Diese Sonnenkönige sind meistens die ersten, welche über den angeblichen Fachkräftemangel jammern.
Mich würde mal interessieren wie dieser seine Preiserhöhungen durchsetzt. Mit gestiegenen Kosten braucht er ja dann nicht zu argumentieren und seine Produkte bzw. ein Teil davon werden nicht unbedingt mehr leisten.

Der jammert nicht über den Fachkräftemangel. Wenn du gut bist und ordentlich Leistung bringst, kannst du dort richtig gut verdienen - und das ab dem 1. Tag und nicht erst nacht 15 Jahren und in Kombination mit einer Zulage. Da gab es dann auch Unterstützung im Privaten. Ich erinnere mich, als es privat nicht rund lief bei mir, kam direkt folgendes Angebot: "Hilft es Ihnen, wenn wir Ihnen ab morgen eine Putzfrau bzw. Haushälterin auf unsere Kosten nach Hause schicken? Können Sie nach Feierabend besser erholen?" Habe ich so im öD noch nicht erlebt.

Gegenüber wem soll er denn argumentieren, wenn er Preise erhöht? Und vor allem: warum?

Er legt die Preise für seine Produkte und dann hat der Kunde die Möglichkeit seine Produkte zu kaufen oder diese nicht zu kaufen.

JC83

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« Antwort #4207 am: 03.11.2023 08:56 »

Ich habe früher bei einem Mittelständler gearbeitet, der aus einem 1-Mann-Betrieb eine Firma mit 120 Mitarbeitern geschaffen hat, die komplett schuldenfrei war. Wenn man dort bei den Gehaltsverhandlungen mit Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten, der teuren Miete, etc. angefangen hat, kam als Antwort:

"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"


Diese Sonnenkönige sind meistens die ersten, welche über den angeblichen Fachkräftemangel jammern.
Mich würde mal interessieren wie dieser seine Preiserhöhungen durchsetzt. Mit gestiegenen Kosten braucht er ja dann nicht zu argumentieren und seine Produkte bzw. ein Teil davon werden nicht unbedingt mehr leisten.

 Ich erinnere mich, als es privat nicht rund lief bei mir, kam direkt folgendes Angebot: "Hilft es Ihnen, wenn wir Ihnen ab morgen eine Putzfrau bzw. Haushälterin auf unsere Kosten nach Hause schicken? Können Sie nach Feierabend besser erholen?" Habe ich so im öD noch nicht erlebt.


Haben Millionen andere in der pW vermutlich auch nicht.

RsQ

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« Antwort #4208 am: 03.11.2023 09:15 »
"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"
Bei ca. 10-15 % Inflation über die letzten Jahre würde eine Gehaltserhöhung genau genommen erst oberhalb dieser Marke beginnen. Alles andere wären erstmal Gehaltsanpassungen, die der realen Geldwertentwicklung nacheilen.  ;)

Ich bin derzeit selbst in der pW, da gab es vom AG nach mehreren Jahren eine symbolische Erhöhung um 2 % (die sich auch eher wie ein Gnadenbrot anfühlte). Ich kann bestätigen, dass sich das in einem dynamischen Umfeld (= steigende Preise und Kosten rundherum) nicht eben leistungssteigernd auswirkt. Und die Probleme des AG (erhöhte Einkaufskosten usw.) sind ja letztlich auch nicht meine. Klar kann er kein Geld drucken, aber man sollte auch die AN nicht auf Sicht von der Geldentwicklung abkoppeln. Im Zweifel muss man eben auch ehrlich sein, wenn ein Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert.

cyrix42

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« Antwort #4209 am: 03.11.2023 09:53 »

Bei ca. 10-15 % Inflation über die letzten Jahre würde eine Gehaltserhöhung genau genommen erst oberhalb dieser Marke beginnen. Alles andere wären erstmal Gehaltsanpassungen, die der realen Geldwertentwicklung nacheilen.  ;)

Genau genommen wäre auch schon eine Erhöhung der Entgelte um einen Cent eine Erhöhung. o.O

Niemand hat das Grund recht auf eine "Gehaltsanpassung" im Rahmen der Inflationsrate. Das angestrebte Inflationsziel der großen westlichen Zentralbanken ist u.A. auch deshalb nicht 0, da man bei einer moderaten Inflationsrate die relativen Lohnkosten eben leichter drücken kann; Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate oder Nullrunden sind einfacher durchzusetzen als echte Lohnkürzungen...

troubleshooting

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« Antwort #4210 am: 03.11.2023 09:58 »

Niemand hat das Grund recht auf eine "Gehaltsanpassung" im Rahmen der Inflationsrate.

Das mag schon sein, aber es hat auch kein AG ein Grundrecht drauf, dass die AN bei ihm arbeiten müssen.

Daniel82

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« Antwort #4211 am: 03.11.2023 10:02 »
Kann man heute mit einem Angebot der AG 's rechnen?

Grandia

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« Antwort #4212 am: 03.11.2023 10:11 »
Bestimmt. Es könnte sogar was relativ vernünftiges sein, wenn der AG sich echt den TVöD-Abschluss als Blaupause nimmt. Angekündigt ist nichts, gesagt wurde aber TVöD Minus. Verdi will ja TVöD plus.
Nicht der selbstbesagten Wertschätzung entsprechend aber möglich sind natürlich auch sehr kleine Zusagen. Ich schätze Dressel und Co. aber doch Realistischer ein.
Oder ich hoffe...

cyrix42

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« Antwort #4213 am: 03.11.2023 10:21 »

Niemand hat das Grundrecht auf eine "Gehaltsanpassung" im Rahmen der Inflationsrate.

Das mag schon sein, aber es hat auch kein AG ein Grundrecht drauf, dass die AN bei ihm arbeiten müssen.

Natürlich. Deshalb müssen sich AG und AN auf eine beiderseitig akzeptable Bezahlung einigen -- oder es kommt kein Arbeitsverhältnis zustande bzw. wird es beendet.

thesisko

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« Antwort #4214 am: 03.11.2023 10:26 »
Heute Abend wissen wir mehr. Ich rechne schon mit einem Angebot der AG.

Meine Tipp ist, dass wir die grob 10% plus bekommen.

Aber:

2023 Nullrunde
02/24 1000 € Einmalzahlung
Dann 10*200 € IAP
01/25 Plus ca. 10%
Lauzeit bis 12/25

Beide Seiten verkünden den teuersten und besten Abschluss. Mehr war einfach nicht möglich. Die Beschäftigten jubeln.

Tatsäch bekommen wir dann 10% geteilt durch 3 Jahre......