@Faunus: Hier geht es doch aber nicht darum, wer sich was leisten kann, sondern, wie der öffentliche Dienst in den Ländern seine Stellen besetzt bekommt
Und ob, genau darum geht es mir als AN: was kann ich mir vom Verkauf meiner Arbeitskraft mit welchen bestmöglichen Rahmenbedingungen leisten.
Das ist aber dein Privatproblem. Oder meinst du, dass der Preis irgendeines Produkts zwischen Köufer und Verkäufer mit der Maßgabe verhandet wird, was sich beide Seiten davon/ dafür leisten können? Nein; es geht um den Wert des Produkts, nicht, was man mit dem Geld tut. Und das Produkt, dessen Preis in den Tarif-Verhandlungen bestimmt wird, ist die der Arbeit der Angestellten. Nicht mehr, und auch nicht weniger.
Und da wir im ÖD sind, ist die soziale Komponente mehr zu berücksichtigen
Nein, denn es handelt sich hierbei um einen Tausch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ( Geld gegen Arbeitskraft) -- nicht um eine Sozialleistung. Für letztere ist der Staat mit seinen Sozialleistungen zuständig. Das hat aber nichts mit seiner Rolle als Arbeitgeber zu tun; mal davon abgesehen natürlich, dass er sich an die eigenen Rahmenbedingungen (hier als Mindestlohn als untere Lohngrenze) halten muss. Ansonsten sind die Länder genauso Arbeitgeber wie alle anderen auch.
btw: Wenn eine Tätigkeit weniger produktiv (also "wert") ist, als durch den Mindestlohn zu zahlen wäre, dann fällt diese entweder weg, oder muss durch Sozialleistungen unterstützt werden. Für letztere ist aber widerum der Staat (und das sind hier üblicherweise Gelder der Sozialversicherungen oder aus dem Bundeshaushalt, jedenfalls nicht aus dem der Länder) verantwortlich, nicht der Arbeitgeber. Hier zwei sachfremde Diskussionen -- Absicherung eines Mindestlebensstandard vs. Lohn-Höhe -- miteinander zu vermischen, ist nicht zielführend.
Das Fachkräftemangel-Argument kann aber aus AG-Sicht nicht ziehen: nehme ich der PW die wirklich guten Leute mit höheren Gehältern weg, dann kann die PW mit Ihren Exportzahlen halt international nicht mehr mithalten und der Staat hat das nachsehen. Die PW erwirtschaftet unseren Wohlstand, der ÖD erwirtschaftet in der Regel nichts, sondern verwaltet!
Nochmal: Die Länder, die sich in der TDL organisieren, sind Arbeitgeber wie andere auch. Natürlich stehen sie in Konkurrenz um fachkräfte mit anderen Arbeitgebern. Tatsächlich gilt im öffentlichen Dienst sogar offiziell die "Bestenauslese".
Wirtschaftspolitische Maßnahmen sind welche, die die Bundesregierung (und ggf. auch in geringem Rahmen die Landesregierungen) für alle Unternehmungen gleichermaßen und allgemein trifft. Ein vorsorgliches "wir nehmen nur den Ausschuss" ist hier jedenfalls nicht zielführend; und wäre auch für den gesamten Wirtschaftsstandort sehr schwierig.
Der ÖD kann es sich auch garnicht leisten, sich mit der PW finanziell um die Fachkräfte zu kloppen.
Dann müssen offenbar einfach die Leistungen, die der ÖD anbieten soll, heruntergefahren werden. Das ist möglich, und wäre eine politische Entscheidung. Im Bereich der Juristen würde dies etwa längere Verfahren bedeuten, da die Überlastung der Gerichte weiter zunähme. Und so lassen sich noch eine Vielzahl weiterer Beispiele konstruieren. Wenn der ÖD bestimmte Aufgaben wahrnehmen soll, dann muss er dafür auch das passende Personal halten können. Klar, könnte man auch per Zwangsdienst hinbekommen, würde aber leider der Berufsfreiheit entgegenstehen (auch wenn CDU und leider auch Steinmeier und mancher in der SPD von solchen Zwangsphantasien für "junge Menschen" begeistert zu sein scheint; aber das ist eine andere Diskussion).
Un dnochmals: es ist nicht die Aufgabe des AN dem AG zu sagen, wie er seine Leerstellen besetzten kann/zu besetzten hat oder bei dem überbordenden Bürokratismus überhaupt noch besetzten muss. Auch das sollte mal überlegt werden.
Klar, der AG muss seine Probleme selbst lösen. Der AN im AN-Arbeitsmarkt kann nur sagen "im Zweifelsfall gehe ich eben"/ "komme gar nicht erst". Und dann muss der AG darauf reagieren. Entweder die Aufgaben bleiben unbearbeitet, oder müssen durch Externe erledigt werden. Kostet dann alle Beteiligten mehr.
Es geht doch nur darum, dass es Berufszweige gibt, die hier berechtigt Druck machen können. Die eben nicht nur rumjammern "Hilfe, durch die Inflation kann ich mir weniger leisten", sondern ein echtes Argument für höhere Löhne haben: "Wenn du willst, dass ich weiter für dich arbeite, dann zahle mir mehr, sonst bin ich weg -- und Ersatz bekommst du für mich auch nicht"...