Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I  (Read 1189413 times)

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2910 am: 04.01.2025 15:52 »
Am besten noch, wir verzichten alle wieder gnädig, weil die (immer) jammernden Kommunen das Geld nötiger haben als wie? Warum sollen die Strukturprobleme im Gefüge Bund-Land-Kommune auch nicht auf die AN abgeladen werden?

Das bringt den ÖD ganz bestimmt voran und wird die Probleme, vor denen er jetzt und zukünftig steht ganz bestimmt lösen. Personalkosten entstehen da, wo Personal gebraucht und bezahlt werden muss. Die Krux ist dabei nur, dass der Bund die anhängigen Aufgaben bis nach unten durchdrückt und in der Regel nicht adäquat für deren Erledigung aufkommt. Das ist eines der Grundprobleme, die den Kommunen die Luft nimmt; nicht weil AN berechtigte Forderungen stellen, weil sie ja nun mal auch nicht zum Spaß arbeiten gehen.

Und wer waren in dem Zusammenhang die größten Inflationsgewinner?

Vielen Dank!!!
Endlich jemand, der es versteht.

Das funktionierte natürlich, so lange der Arbeitsmarkt anders lief... also Arbeitslosigkeit ein größeres Problem war als Fachkräftemangel.

Mit diesem Sparkonzept wird es nicht mehr funktionieren. Es sollte eher kritisch hinterfragt werden, ob jede unsinnige Maßnahmen gemacht werden muss, nur weil es Fördermittel gibt.

Ich frage mich immer, was die Leute hier denken:

Wirtschaft gleicht Inflation annähernd aus
Öffentlicher Dienst nicht

Unsere Kollegen hier im Forum "Ist ja nicht so schlimm, die Kassen der Kommunen sind ja so klamm, da müssen wir echt Rücksicht zeigen. Auf unsere Ingenieursstellen bekommen wir immer 100 gute Bewerbungen, aus denen hart selektiert werden muss. Daher ist es gar kein Problem, zu verzichten."

Gerade wo Rinax auch noch sagt, dass der Bürgergeldvergleich sachfremd wäre... finde ich nicht. Das leert die Kassen erheblich, insbesondere auch durch die gestiegenen Mieten zusätzlich, die der TVöD Angestellte aus seinem fetten Gehalt selbst tragen muss, wodurch dieses nochmal wieder geringer wird. Die Sozialabgaben, die der BG-Empfänger auch nicht hat, steigen parallel auch noch.

Aber warum sollte man bei Inflation auf Lebensmittel (36 % in 4 Jahren), steigenden Mieten von 4 % im Jahr, steigenden Sozialabgaben auch mehr Gehalt fordern?

Der TVöD Angestellte ist ohnehin schon krass überbezahlt in EG10 bis EG15, dass man definitiv verzichten kann, weil es den Kommunen finanziell schlecht geht.

Der letzte Tarifabschluss war in der Tat im oberen Mittelfeld, aber das war auch absolut nötig nach den Peinlichkeiten 2020, 2021 und 2022. Bessere Abschlüsse waren aber auch vorhanden. Es ist nicht so, dass wir 10,x % bekommen haben und andere nur 2 %.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2911 am: 04.01.2025 15:59 »
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oeffentlicher-dienst-beamtenbund-nennt-forderung-nach-acht-prozent-voellig-berechtigt-a-3732b4fb-42e8-47c6-8f0d-0e4752c33e0e

Nur zur Info. Artikel von heute (04.01.2025)

Rinax kann ja gerne eine Beschwerde an den DBB schreiben, dass sich bitte bei 0,2 % geeinigt wird.

LehrerBW

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2912 am: 05.01.2025 02:58 »
Bild hat sich auch zu Wort gemeldet…mir allerdings rätselhaft wie sie auf 19% Gehaltszuwachs kommen 🤷‍♂️
Wobei 19% angemessen wären nach den letzten miesen Abschlüssen

https://www.bild.de/politik/inland/tarifverhandlungen-beamte-wollen-11-prozent-mehr-lohn-677916f99d87ab7cec3f9a52

BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2913 am: 05.01.2025 11:06 »

Ich würde es besser finden, wenn man keine Lohnerhöhungen, keine Arbeitszeitverkürzungen o.ä. einführt sondern die Arbeits-(zeit) flexibilisiert für beide Seiten AG und AN.

Welche Flexibilisierung soll das genau sein?

UNameIT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2914 am: 05.01.2025 11:33 »
Einfach mal die Jahresabschlüsse der Kommunen anschauen, bereinigt um Einmaleffekte sind die fast durch die Bank weg schlecht und dann braucht man nicht noch on top, ohne langfristigen Mehrwert, einen draufsetzen.

Das Problem ist die Fixkostenremanenz, einmal erhöht wird man diese Kosten nur schwer bis gar nicht wieder los.

Die Jahresabschlüsse sind immer schlecht. Und warum sollte man verzicht üben wenn die Einnahmen steigen?

@Rinax: gutes personal hat für dich also keinen Mehrwert?

Wie xirot sagt, warum sollte ich als MA verzicht üben? Fakt ist, das Leben wird immer teurer. Die gleichen Posten Kosten immer mehr. Die Sozialabgaben steigen weiter. Die Gehaltssteigerung hat in den letzen Jahren nie dafür geführt, das der Reallohnverzicht ausgeglichen wird.

Nun ist die Situation für mich als ITler so: an jeder Ecke und Ende werden ITler gesucht - wenn du gut bist , hast du null Probleme einen anderen Job zu finden. Mehrere die im letzten Jahr aus dem ÖD gewechselt sind, verdienen nun das doppelte Jahresbrutto.

Wenn nun durch miese Steigerungen und schlechte politische Führungskräfte der Leidensdruck zu hoch wird, gehen noch mehr. Auch bei mir selber ist es so, das inzwischen Headhunter anfragen angenommen und Stellenbeschreibungen gelesen werden. Das kann irgendwann ein gutes Team und Arbeitsplatzsicherheit nicht mehr auffangen.

Nun ist die Frage: "Wenn Personal für dich keinen Mehrwert hat, wie möchtest du dann Projekte umsetzen? Wer digitalisiert den für dich die Stadtverwaltung? Externe DL, die das mehrfache Kosten und oft unterirdische Ergebnisse liefern? Oder Ergebnisse die einfach praktisch nicht eingesetzt werden können? Wer führt dann die IT Projekte und sorgt dafür daß der Stand der Technik eingehalten wird? "

KaiBro

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2915 am: 05.01.2025 12:10 »
Bild hat sich auch zu Wort gemeldet…mir allerdings rätselhaft wie sie auf 19% Gehaltszuwachs kommen 🤷‍♂️
Wobei 19% angemessen wären nach den letzten miesen Abschlüssen

https://www.bild.de/politik/inland/tarifverhandlungen-beamte-wollen-11-prozent-mehr-lohn-677916f99d87ab7cec3f9a52

Ich habe den Artikel gelesen. Die vier Tage Extraurlaub sollen laut kommunalen Arbeitgebern einem Gegenwert von 11 % Gehaltssteigerung entsprechen. Sorry, aber das sollte der Praktikant nochmals nachrechnen.

monkey

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2916 am: 05.01.2025 12:53 »
Hoffentlich werden die Lohnsteigerungen nur moderat sein. Zu kräftige Erhöhungen wären mittlerweile ein Todesstoß für viele Kommunen.

Bös formuliert haben die meisten Kommunen ja jetzt bei der neuen Grundsteuer über Gebühr zugelangt, entgegen politischer Zusagen von Einkommensneutralität. Von daher, relativ uninteressant, dass dies ein möglicher "Todesstoß" wäre.

Außerdem werde ich gar nicht von einer Kommune bezahlt, sondern von einem Privatunternehmen, der TVöD anwendet. Da möchte ich so viel wie möglich herausholen.

Rinax

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2917 am: 05.01.2025 13:22 »
Am besten noch, wir verzichten alle wieder gnädig, weil die (immer) jammernden Kommunen das Geld nötiger haben als wie? Warum sollen die Strukturprobleme im Gefüge Bund-Land-Kommune auch nicht auf die AN abgeladen werden?

Das bringt den ÖD ganz bestimmt voran und wird die Probleme, vor denen er jetzt und zukünftig steht ganz bestimmt lösen. Personalkosten entstehen da, wo Personal gebraucht und bezahlt werden muss. Die Krux ist dabei nur, dass der Bund die anhängigen Aufgaben bis nach unten durchdrückt und in der Regel nicht adäquat für deren Erledigung aufkommt. Das ist eines der Grundprobleme, die den Kommunen die Luft nimmt; nicht weil AN berechtigte Forderungen stellen, weil sie ja nun mal auch nicht zum Spaß arbeiten gehen.

Und wer waren in dem Zusammenhang die größten Inflationsgewinner?

Vielen Dank!!!
Endlich jemand, der es versteht.

Das funktionierte natürlich, so lange der Arbeitsmarkt anders lief... also Arbeitslosigkeit ein größeres Problem war als Fachkräftemangel.

Mit diesem Sparkonzept wird es nicht mehr funktionieren. Es sollte eher kritisch hinterfragt werden, ob jede unsinnige Maßnahmen gemacht werden muss, nur weil es Fördermittel gibt.

Ich frage mich immer, was die Leute hier denken:

Wirtschaft gleicht Inflation annähernd aus
Öffentlicher Dienst nicht

Unsere Kollegen hier im Forum "Ist ja nicht so schlimm, die Kassen der Kommunen sind ja so klamm, da müssen wir echt Rücksicht zeigen. Auf unsere Ingenieursstellen bekommen wir immer 100 gute Bewerbungen, aus denen hart selektiert werden muss. Daher ist es gar kein Problem, zu verzichten."

Gerade wo Rinax auch noch sagt, dass der Bürgergeldvergleich sachfremd wäre... finde ich nicht. Das leert die Kassen erheblich, insbesondere auch durch die gestiegenen Mieten zusätzlich, die der TVöD Angestellte aus seinem fetten Gehalt selbst tragen muss, wodurch dieses nochmal wieder geringer wird. Die Sozialabgaben, die der BG-Empfänger auch nicht hat, steigen parallel auch noch.

Aber warum sollte man bei Inflation auf Lebensmittel (36 % in 4 Jahren), steigenden Mieten von 4 % im Jahr, steigenden Sozialabgaben auch mehr Gehalt fordern?

Der TVöD Angestellte ist ohnehin schon krass überbezahlt in EG10 bis EG15, dass man definitiv verzichten kann, weil es den Kommunen finanziell schlecht geht.

Der letzte Tarifabschluss war in der Tat im oberen Mittelfeld, aber das war auch absolut nötig nach den Peinlichkeiten 2020, 2021 und 2022. Bessere Abschlüsse waren aber auch vorhanden. Es ist nicht so, dass wir 10,x % bekommen haben und andere nur 2 %.

Das eine schließt das andere nicht aus; nochmal Lohnsteigerungen haben nix mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Motivation auf lange Sicht o.ä. zu tun, die Stimmungen in vielen Verwaltungen sind ja tendenziell schlecht und niemand hat doch wirklich das Gefühl, bei einem "geilen Arbeitgeber" zu sein, daran ändern höhere Gehälter nichts. Bei mir sind viele Kollegen in die Privatwirtschaft abgebogen, wobei sie da nicht mehr verdienen, sie haben aber mehr "Bock" auf schlanke Strukturen durch knappe Personalkörper, bessere Ausbildungs- und Personalsteuerung usw. beim ö.D. ist das höhere Gehalt quasi alles, das ist zu wenig und nicht zielgerichtet und Anlass meiner Kritik an 8% mehr, bezogen auf den Kosten/Nutzen Effekt bei aktuellen Haushalten bzw. Jahresabschlüssen.

Das ewige Gejammer von "alles ist so teuer, deshalb steht uns das zu" hängt einem auch schon zu den Ohren raus. das ist sachfremd, in der Privatwirtschaft ist sowas gar kein Argument.

Nein ich bleibe dabei, Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach Möglichkeit auch gern an Wochenenden. Leichterer Wegfall von Angestelltenlehrgängen (Ich musste als Mensch der in der Buchhaltung sitzt den AL 2 machen der inhaltlich mindestens zur Hälfte sinnlos ist, der Bilanzbuchhalter den ich jetzt privat mache wäre hier sinnvoller gewesen) zumal ich jetzt auch nicht sicher bin, ob ich nach meinem BiBu-Abschluss noch im ö.D. bleiben will, neue Altersteilzeit-, Urlaubs- und Vertretungsregelungen usw. Ideen gibt es viel. Natürlich ist von einer Gewerkschaft 8% in den Raum zu werfen medienwirksamer und leichter aber auch schrecklich uninspiriert. Wie gesagt, man kann ja mal nach Wolfsburg gucken.

Zum Bürgergeldthema, es ist in dieser Diskussion absolut sachfremd, da es hier um einen Tarifabschluss geht und nicht um die Sozialgesetzgebung, die sicher fragwürdig ist aber vermutlich ab März 2025 (hoffentlich) massiv geändert wird, sicher eine Baustelle wo man ran muss, aber kein Thema in einem Tarifvertrag.

XLS

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2918 am: 05.01.2025 13:24 »
Die Erhöhungen werden vor dem Hintergrund angespannter Haushalte eher moderat ausfallen. Wichtig erscheint mir, dass das Erhöhungsvolumen auf alle Entgeltgruppen gleichermaßen verteilt wird, keine Sockel - und Mindestbeträge. Ich wünsche mir, dass sich die VKA an dieser Stelle gegenüber den Gewerkschaftsforderungen endlich mal durchsetzt.

Die Diskussion um den Fachkräftemangel dürfte zunehmend nachlassen. Derzeit steigt das Arbeitskräfteangebot infolge der wirtschaftlichen Rezession wieder. In der Folge schätzen viele Arbeitnehmer wieder den sicheren Hafen des öffentlichen Dienstes. Bewerberzahlen steigen, Fluktuation lässt nach, Mitarbeiter im öD arbeiten motivierter.

Rinax

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2919 am: 05.01.2025 13:34 »
Einfach mal die Jahresabschlüsse der Kommunen anschauen, bereinigt um Einmaleffekte sind die fast durch die Bank weg schlecht und dann braucht man nicht noch on top, ohne langfristigen Mehrwert, einen draufsetzen.

Das Problem ist die Fixkostenremanenz, einmal erhöht wird man diese Kosten nur schwer bis gar nicht wieder los.

Die Jahresabschlüsse sind immer schlecht. Und warum sollte man verzicht üben wenn die Einnahmen steigen?

@Rinax: gutes personal hat für dich also keinen Mehrwert?

Wie xirot sagt, warum sollte ich als MA verzicht üben? Fakt ist, das Leben wird immer teurer. Die gleichen Posten Kosten immer mehr. Die Sozialabgaben steigen weiter. Die Gehaltssteigerung hat in den letzen Jahren nie dafür geführt, das der Reallohnverzicht ausgeglichen wird.

Nun ist die Situation für mich als ITler so: an jeder Ecke und Ende werden ITler gesucht - wenn du gut bist , hast du null Probleme einen anderen Job zu finden. Mehrere die im letzten Jahr aus dem ÖD gewechselt sind, verdienen nun das doppelte Jahresbrutto.

Wenn nun durch miese Steigerungen und schlechte politische Führungskräfte der Leidensdruck zu hoch wird, gehen noch mehr. Auch bei mir selber ist es so, das inzwischen Headhunter anfragen angenommen und Stellenbeschreibungen gelesen werden. Das kann irgendwann ein gutes Team und Arbeitsplatzsicherheit nicht mehr auffangen.

Nun ist die Frage: "Wenn Personal für dich keinen Mehrwert hat, wie möchtest du dann Projekte umsetzen? Wer digitalisiert den für dich die Stadtverwaltung? Externe DL, die das mehrfache Kosten und oft unterirdische Ergebnisse liefern? Oder Ergebnisse die einfach praktisch nicht eingesetzt werden können? Wer führt dann die IT Projekte und sorgt dafür daß der Stand der Technik eingehalten wird? "

Ich hab nie gesagt, dass Personal keinen Mehrwert hat, die Motivation für die jeweiligen Mitarbeiter bleibt durch eine Erhöhung aber langfristig aus, die Erhöhung hat also auf motivierte Mitarbeiter keinen Mehrwert, sie kostet aber sehr viel Geld.

monkey

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2920 am: 05.01.2025 13:54 »
Nein ich bleibe dabei, Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach Möglichkeit auch gern an Wochenenden. Leichterer Wegfall von Angestelltenlehrgängen (Ich musste als Mensch der in der Buchhaltung sitzt den AL 2 machen der inhaltlich mindestens zur Hälfte sinnlos ist, der Bilanzbuchhalter den ich jetzt privat mache wäre hier sinnvoller gewesen) zumal ich jetzt auch nicht sicher bin, ob ich nach meinem BiBu-Abschluss noch im ö.D. bleiben will, neue Altersteilzeit-, Urlaubs- und Vertretungsregelungen usw. Ideen gibt es viel. Natürlich ist von einer Gewerkschaft 8% in den Raum zu werfen medienwirksamer und leichter aber auch schrecklich uninspiriert. Wie gesagt, man kann ja mal nach Wolfsburg gucken.

Anderseits ermöglichen hohe Lohnsteigerungen die Möglichkeiten der individuellen Flexibilisierung. Wenn das Gehalt für alles ausreicht und hoch ist, kann man auch individuell 80% bzw. 4-Tage-Woche machen und muss nicht auf gesetzliche oder tarifliche Arbeitszeitverkürzungen warten.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2921 am: 05.01.2025 14:27 »

Ich würde es besser finden, wenn man keine Lohnerhöhungen, keine Arbeitszeitverkürzungen o.ä. einführt sondern die Arbeits-(zeit) flexibilisiert für beide Seiten AG und AN.

Welche Flexibilisierung soll das genau sein?

Arbeitszeitflexibilisierung für den AG = Du wirst nachts um 2.00 Uhr angerufen und dein Arbeitgeber sagt: "Ich würde es sehr cool finden, wenn du um 3.00 Uhr auf der Arbeit bist, wir machen heute mal etwas Flexibilisierung."

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #2922 am: 05.01.2025 14:33 »
Bild hat sich auch zu Wort gemeldet…mir allerdings rätselhaft wie sie auf 19% Gehaltszuwachs kommen 🤷‍♂️
Wobei 19% angemessen wären nach den letzten miesen Abschlüssen

https://www.bild.de/politik/inland/tarifverhandlungen-beamte-wollen-11-prozent-mehr-lohn-677916f99d87ab7cec3f9a52

Ich habe den Artikel gelesen. Die vier Tage Extraurlaub sollen laut kommunalen Arbeitgebern einem Gegenwert von 11 % Gehaltssteigerung entsprechen. Sorry, aber das sollte der Praktikant nochmals nachrechnen.

Zumal es inhaltlich auch noch komplett falsch ist.

Erst einmal werden munter Beamte und Angestellte durcheinander geworfen. Aber für viele Leute, die sich nicht mit dem öffentlichen Dienst beschäftigen, sind ja alle im öffentlichen Dienst immer Beamte...
Vor allem Überschrift "Beamte wollen mehr Lohn und drohen mit Streik"
Wäre mir neu, dass Beamte streiken dürfen --> gut, dass wird im letzten Satz noch einmal erläutert, dass Beamte selbst nicht streiken dürfen, die Überschrift ist hier aber missverständloch

Zweitens: Wie 4 Arbeitstage bei ca. 250 Arbeitstag (gut abzüglich 30 Tage Urlaub = 220 Arbeitstag) 11 Prozent ausmachen sollen, ist mir auch nicht klar.

Drittens: Das ist inhaltlich ohnehin falsch, weil die Forderung war: Drei Tage für alle, ein vierter Tag für Gewerkschaftsmitglieder und nicht wie behauptet: vier Tage für Gewerkschaftsmitglieder

KlammeKassen

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« Antwort #2923 am: 05.01.2025 14:47 »
Am besten noch, wir verzichten alle wieder gnädig, weil die (immer) jammernden Kommunen das Geld nötiger haben als wie? Warum sollen die Strukturprobleme im Gefüge Bund-Land-Kommune auch nicht auf die AN abgeladen werden?

Das bringt den ÖD ganz bestimmt voran und wird die Probleme, vor denen er jetzt und zukünftig steht ganz bestimmt lösen. Personalkosten entstehen da, wo Personal gebraucht und bezahlt werden muss. Die Krux ist dabei nur, dass der Bund die anhängigen Aufgaben bis nach unten durchdrückt und in der Regel nicht adäquat für deren Erledigung aufkommt. Das ist eines der Grundprobleme, die den Kommunen die Luft nimmt; nicht weil AN berechtigte Forderungen stellen, weil sie ja nun mal auch nicht zum Spaß arbeiten gehen.

Und wer waren in dem Zusammenhang die größten Inflationsgewinner?

Vielen Dank!!!
Endlich jemand, der es versteht.

Das funktionierte natürlich, so lange der Arbeitsmarkt anders lief... also Arbeitslosigkeit ein größeres Problem war als Fachkräftemangel.

Mit diesem Sparkonzept wird es nicht mehr funktionieren. Es sollte eher kritisch hinterfragt werden, ob jede unsinnige Maßnahmen gemacht werden muss, nur weil es Fördermittel gibt.

Ich frage mich immer, was die Leute hier denken:

Wirtschaft gleicht Inflation annähernd aus
Öffentlicher Dienst nicht

Unsere Kollegen hier im Forum "Ist ja nicht so schlimm, die Kassen der Kommunen sind ja so klamm, da müssen wir echt Rücksicht zeigen. Auf unsere Ingenieursstellen bekommen wir immer 100 gute Bewerbungen, aus denen hart selektiert werden muss. Daher ist es gar kein Problem, zu verzichten."

Gerade wo Rinax auch noch sagt, dass der Bürgergeldvergleich sachfremd wäre... finde ich nicht. Das leert die Kassen erheblich, insbesondere auch durch die gestiegenen Mieten zusätzlich, die der TVöD Angestellte aus seinem fetten Gehalt selbst tragen muss, wodurch dieses nochmal wieder geringer wird. Die Sozialabgaben, die der BG-Empfänger auch nicht hat, steigen parallel auch noch.

Aber warum sollte man bei Inflation auf Lebensmittel (36 % in 4 Jahren), steigenden Mieten von 4 % im Jahr, steigenden Sozialabgaben auch mehr Gehalt fordern?

Der TVöD Angestellte ist ohnehin schon krass überbezahlt in EG10 bis EG15, dass man definitiv verzichten kann, weil es den Kommunen finanziell schlecht geht.

Der letzte Tarifabschluss war in der Tat im oberen Mittelfeld, aber das war auch absolut nötig nach den Peinlichkeiten 2020, 2021 und 2022. Bessere Abschlüsse waren aber auch vorhanden. Es ist nicht so, dass wir 10,x % bekommen haben und andere nur 2 %.

Das eine schließt das andere nicht aus; nochmal Lohnsteigerungen haben nix mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Motivation auf lange Sicht o.ä. zu tun, die Stimmungen in vielen Verwaltungen sind ja tendenziell schlecht und niemand hat doch wirklich das Gefühl, bei einem "geilen Arbeitgeber" zu sein, daran ändern höhere Gehälter nichts. Bei mir sind viele Kollegen in die Privatwirtschaft abgebogen, wobei sie da nicht mehr verdienen, sie haben aber mehr "Bock" auf schlanke Strukturen durch knappe Personalkörper, bessere Ausbildungs- und Personalsteuerung usw. beim ö.D. ist das höhere Gehalt quasi alles, das ist zu wenig und nicht zielgerichtet und Anlass meiner Kritik an 8% mehr, bezogen auf den Kosten/Nutzen Effekt bei aktuellen Haushalten bzw. Jahresabschlüssen.

Das ewige Gejammer von "alles ist so teuer, deshalb steht uns das zu" hängt einem auch schon zu den Ohren raus. das ist sachfremd, in der Privatwirtschaft ist sowas gar kein Argument.

Nein ich bleibe dabei, Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach Möglichkeit auch gern an Wochenenden. Leichterer Wegfall von Angestelltenlehrgängen (Ich musste als Mensch der in der Buchhaltung sitzt den AL 2 machen der inhaltlich mindestens zur Hälfte sinnlos ist, der Bilanzbuchhalter den ich jetzt privat mache wäre hier sinnvoller gewesen) zumal ich jetzt auch nicht sicher bin, ob ich nach meinem BiBu-Abschluss noch im ö.D. bleiben will, neue Altersteilzeit-, Urlaubs- und Vertretungsregelungen usw. Ideen gibt es viel. Natürlich ist von einer Gewerkschaft 8% in den Raum zu werfen medienwirksamer und leichter aber auch schrecklich uninspiriert. Wie gesagt, man kann ja mal nach Wolfsburg gucken.

Zum Bürgergeldthema, es ist in dieser Diskussion absolut sachfremd, da es hier um einen Tarifabschluss geht und nicht um die Sozialgesetzgebung, die sicher fragwürdig ist aber vermutlich ab März 2025 (hoffentlich) massiv geändert wird, sicher eine Baustelle wo man ran muss, aber kein Thema in einem Tarifvertrag.

Wie gesagt:
Das, was du hier schreibst, war bis vor 10 Jahren ein Argument. Die Zeiten sind nun aber vorbei, weil das Leben so massiv teuer geworden ist. Irgendwann ist die Kluft zwischen öD und PW einfach zu groß, so dass überhaupt niemand mehr kommt auf die Stellen (Ing, IT insbesondere). Die klammen Kommunen sind das Problem einer Unterfinanzierung durch den Bund und die Länder.
Es geht hier nicht um "es muss alles ausgeglichen werden", sondern um Wettbewerbsfähigkeit. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten, die hier schreiben (wie auch ich) nicht "nur" Verwaltunsgfachangestellte sind und daher nur im öffentlichen Dienst arbeiten können. Mir und den anderen bleiben zig Optionen in der Privatwirtschaft, das, was der Kollege hier sagt, was das Headhunting betrifft, kann ich nur bestätigen. Ich mag meine Arbeit, aber wenn der Unterschied immer noch größer wird, wirkt Geld für mich doch extrinsisch, da ich mir einfach mehr leisten kann. Die Studienkosten müssen sich in gewisser Weise ja auch rentieren....
Begehrte Fachkräfte sind auch nach wie vor gefragt, auch wenn die Wirtschaft momentan etwas schwächelt. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Wirtschaft irgendwann auch wieder an Fahrt aufnimmt.

Das, was du beschreibst, mit den Strukturen vor Ort, ist eben nichts für den Tarifvertrag. Das sind die Gegebenheiten vor Ort, auf die mit Dienstvereinbarungen hingewirkt wird. Hier ist es insbesondere wichtig, dass ihr einen guten Personalrat habt.
Die Gleitzeit wird ja beispieslweise auch in jeder Kommune anders ausgestaltet (Kernzeiten abweichend, Beginn 05:00 Uhr möglich oder erst 07.30 Uhr; Feierabend 18.00 Uhr oder darf man bis 20.00 Uhr etc).
Dass bei den Softskills noch wahnsinnig viele Möglichkeiten bestehen, bestreite ich nicht. Das lässt sich aber durch einen Tarif nicht lösen, da die Organisationen viel zu unterschiedlich sind.

Von welchen Entgeltgruppen redest du hier eigentlich?
Du schreibst viele Kollegen sind gegangen und verdienen nun nicht mehr in der PW und auch, dass im öD das hoge Gehalt quasi alles ist.

Wir reden hier in der Regel über EG9b aufwärts ("Fachkräfte"). Da verdient man in der Regel in der PW besser und es gibt eben kein hohes Gehalt im öD.
Für EG1 bis EG8 ist das Gehalt im öD supergut, das stimmt. Die verdienen in der PW in der Regel weniger.

BAT

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« Antwort #2924 am: 05.01.2025 16:16 »

Nein ich bleibe dabei, Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach Möglichkeit auch gern an Wochenenden. Leichterer Wegfall von Angestelltenlehrgängen, neue Altersteilzeit-, Urlaubs- und Vertretungsregelungen usw. Ideen gibt es viel.

Das sind doch fast alles Sachen, die auf betrieblicher Ebene bereits möglich sind bzw. da auch hingehören. Ich sehe da immer noch nicht "die" tolle Gegenforderung für den Verzicht auf Gehaltserhöhungen.

Ich gehe also in die Verhandlung und sage "nee lass mal mit dem Geld, aber ich würde gerne am Wochenende für das gleiche Geld arbeiten"?