Das Problem ist eben auch, dass mehr Geld derzeit nicht zu höheren Gehältern sondern zu mehr Teilzeit führt.
Davon können wir als Arbeitgeber ein leidliches Lied singen.
Wenn die Möglichkeiten zur Teilzeit eingeschränkt würden wären sicher mehr Prozente drin, aber das ist eben nicht im Sinne der Arbeitnehmer und damit der Gewerkschaften.
Für die Aussage/Befürchtung hast du doch bestimmt belegbare Statistiken oder Zahlen? Wie viele MA sind denn nach dem letzten Tarifabschluss WEGEN DEM GEHALT in Teilzeit gewechselt?
Abgesehen davon kosten von den Lohnnebenkosten her, Teilzeitkräfte oder Vollzeitkraft gleich. Zwei 20 Stunden Kräfte kosten gleich viel wie eine 40 Stunden Kraft. Klar muss Zeit fpr die Übergabe eingerechnet werden, aber 2 TZ-Kräfte sind produktiver als 1 VZ-Kraft.
Du bist mir auch immer noch eine Antwort schuldig:
Welche Probleme entstehen durch eine Wohnortzulage?
Und das werden wir tariflich nicht beheben...
Was wir aber z.B. bei der "Hauptstadtzulage" im TV-L an Problemen erkennen darf sich nicht Flächendeckend ausweiten, das wäre eine mittlere Katastrophe.
Welche Probleme?
Schätze es geht um diese hier:
Sehe ich ein wenig anders, bitte keine Standortzuschläge mehr, die verschärfen nur alle Probleme die sowieso schon da sind:
Landflucht, Arbeitskräftemangel außerhalb der Ballungszentren etc.
Ob man sich der Darstellung anschließt -naja. Ich bin da zu biased, da ich von einer Münchenzulage (wenn auch in anderem Tarifvertrag) zu sehr profitieren würde.
Obwohl nichts davon durch den Verzicht auf eine Wohnortzulage behoben werden würde und nichts davon durch eine Wohnortzulage hervorgerufen worden ist.
Stichwort Wohnortzulage:
Diese Zulage, im TV-L Hauptstadtzulage genannt, führt in Metropolregionen und um Hauptstädte herum zum ausbluten existenzieller Art. Am Beispiel Brandenburg / Berlin lässt sich das leicht ablesen:
Die Hauptstadtzulage führt zur Ungleichbezahlung z.B. beim Rettungsdienst, in den Krankenhäusern, in der Pflege und der Kinderbetreuung.
Mit dem gleichzeitig kostenlos zur Verfügung gestellten Nahverkehrsticket und der exzellenten Anbindung im Raum Berlin-Brandenburg um die Hauptstadt herum wechselten viele Beschäftigte in den genannten Bereichen zu Arbeitsstätten in der Hauptstadt an welchen diese Zulage gezahlt wird, auch wenn sie nicht in Berlin wohnen sondern im günstigen Brandenburg.
Nun gibt es die Vorgabe bei medizinischen Notfällen in 14 Minuten am Einsatzort zu sein. Das wird in Brandenburg nicht erreicht, wurde es früher schon nicht, aber durch die "Tarifflucht" gibt es derzeit Rettungswachen die soweit unterbesetzt sind, dass sie über Nacht nicht besetzt werden können. Die Anfahrt wird somit auf bis zu 34 Minuten verlängert. Jetzt muss man noch wissen, dass Herzinfarkte mit Todesfolge meist zwischen 00:00 Uhr und 06:00 Uhr passieren und die Welt ist wieder in Ordnung.
Liegt aber nicht an der Zeit, sondern an der Versorgungslage:
https://translational-medicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12967-019-1934-zEin weiterer Effekt ist, dass die Pflege teurer wird, und wir sind in Europa schon Spitzenreiter:
Die Kosten für Pflegekräfte in Altersheimen etc. dürfen zu 100% auf die Bewohner und somit auf die Pflegekassen und notfalls die Angehörigen umgelegt werden (ebenso wie die Instandhaltung der Gebäude, die Grundsteuer und "natürlich" die abschreibbaren Kosten für Kauf oder Miete der Einrichtung).
Die Hauptstadtzulage belastet also ganz direkt die Pflegekassen und da die Aktiengesellschaften die unsere wunderbaren Pflegeheime betreiben sich aufgrund der verfügbaren Arbeitskräfte gerne in Ballungsräumen ansiedeln - die Pflegekräfte sind ja schon da, wird daraus mit dem oben gezeigten Beispiel der Notfallsanitäter, ein Teufelskreis.
Wenn München, Freiburg und Heidelberg nachziehen mit den Wohnortzulagen, gute Nacht für die ländlichen Gebiete im Umkreis. Wäre für mich als Heidelberger super, aber warum sollte eine Pflegekraft oder ein Arzt in Schlierbach arbeiten wenn er in Heidelberg (10 Minuten entfernt) 250€ mehr hat?
Regionalen Krankenhäusern (die eh schon ausbluten), dem Rettungsdienst und der Kindergärten im Umkreis von ca. 20 - 40km um diese Zulagenstädte herum droht dann der Exodus.
Wir sehen ähnliches jetzt um Berlin und auch in Hamburg:
Wohnen in Bremerhaven, arbeiten im Hamburg.
Das eine geht vor die Hunde, der Rest floriert, sehr unschön.
Wegen dem Gehalt in Teilzeit:Zuerst grundsätzliches: 2 x 20 ist nicht produktiver als 1 x 40 Stunden, zumindest nicht pauschal, warum?
Wir haben in der Medizin eine Fortbildungspflicht. Fortbildungen können nicht zu 50% besucht werden.
Da diese mindestens monatlich stattfinden und besucht werden MÜSSEN, vor allem in der Notfall- und Intensivmedizin sind Teilzeitkräfte mit 50% hier um 15- 25% teurer als eine Vollzeitstelle, denn ich muss redundant planen und brauche dazu übergreifende Dienstpläne.
So viel Personal ist aber im Stellenplan gar nicht vorgesehen, bedeutet: Bei Teilzeitkräften zahle ich drauf und verliere Geld. Bei den alten Fallkostenpauschalen war das sogar noch schlimmer als derzeit. Da war die Differenz im Vergleich zu den Einnahmen für zwei 50% Kräfte durch den zusätzlichen Einsatz von Personal 50% höher als beim Einsatz einer 100% Kraft.
Sehr passend sind die aktuellen Zahlen:
Im Februar werden unsere nach TV-L vergüteten Mitarbeiter eine 5,5% Gehaltserhöhung bekommen.
Für den Monat März liegen uns 368 Anträge auf Arbeitszeitverkürzung vor. Meist handelt es sich um 10 -15%.
(Natürlich ist der Job bei uns stressig, ich habe Verständnis)
Zum Vergleich: Im Jahr 2024 gab es insgesamt 109 Anträge auf Arbeitszeitverkürzung.
(Elternzeitanträge und/oder Teilzeit wegen Schwerbehinderung, Erkrankung oder Pflege eines Angehörigen sind nicht berücksichtigt)