https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-verdi-co-haben-jeden-bezug-zur-realitaet-verloren-110037919.html
Tarifrunde im öffentlichen Dienst:
Verdi & Co. haben jeden Bezug zur Realität verloren
Kurz nachdem Wirtschaftsminister Habeck eine düstere Prognose abgegeben hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer saftigen Lohnforderung auf. Sie ist in mehrfacher Hinsicht absurd.
Die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst haben jeden Bezug zur ökonomischen Wirklichkeit im Land verloren. Kurz nachdem der Bundeswirtschaftsminister das zweite Schrumpfungsjahr in Folge verkündet hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer Forderung auf, die sich aus ihrer Sicht auf acht Prozent mehr Lohn summiert – mindestens aber 350 Euro im Monat mehr für 2,5 Millionen Beschäftigte in den Kommunen und beim Bund. Das geht absurd weit über einen Ausgleich der Preissteigerungsrate hinaus, die zuletzt unter zwei Prozent gefallen ist.
Leider kann ich den restlichen Artikel nicht lesen, da ich mir als armer Angestellter lediglich ein Welt-Abo leisten kann (wo in der Regel etwas wohlwollender dem Öffentlichen Dienst gegenüber berichtet wird...)
War aber klar, dass der Bumerang mit der Fixierung auf das Thema Inflation nun zurückkommt. Dass in der letzten Runde nix ausgeglichen war (was wohl utopisch anzusehen war) wird ebenso ignoriert wie die berauschenden 1,8 % aus 2022, die tollen 1,4 % aus 2021 oder die atemberaubende Nullrunde von 09/20-03/24.
Ich will jetzt ja nicht zu viel Euphorie verbreiten, aber diese Kenntnis hat der DBB zum Glück auch argumentativ verwendet:
"Unmittelbar vor unserer Forderungsfi ndung am 9. Oktober 2024 hat VKA-Präsiden-
tin Karin Welge via Berliner Tagesspiegel einen linearen Abschluss in der Höhe von zwei Prozent als realistisch betrachtet. Dass sie anschließend ausführt, sie hoff e auf eine konfl iktarme Auseinandersetzung in schwerer Zeit, klingt auf Basis des Zwei-
Prozent-Vorschlags wie Ironie. Natürlich war eine solche Aussage erwartbar und die VKA-Chefi n begründet diese mit der niedrigeren Infl ation. Sie übersieht dabei jedoch, dass der hohe Infl ations-
sockel geblieben ist und sich lediglich die Steigerungskurve – in erfreulicher Weise – abgefl acht hat. Von daher ist Infl ation immer noch ein Thema, das die Menschen bewegt und betriff t. Hierbei handelt es sich auch nicht um eine irrationale Angst vor Umständen, die nicht mehr oder noch nicht wirksam sind. Vielmehr ist richtig, dass eine sinkende Infl ation zum Beispiel den Benzinpreis in erfreulicher Weise gesenkt hat, aber nicht automa-
tisch zu allgemein sinkenden Preisen führt – zum Beispiel bei Lebensmitteln. Von daher ist für die Bürgerinnen und Bürger – und damit auch für die Beschäftigten des öff entlichen Dienstes – nicht entscheidend, welche Infl ationsrate einmal im Monat in der Tagesschau vermeldet wird, sondern wie sich ihr täglicher Einkauf des Grund-
bedarfs gestaltet. Genau deshalb ist unsere 8 Prozent, mindestens 350 Euro-Forderung Ausdruck der realen Sorgen der Menschen und nicht, wie die Arbeitgebenden es wahrscheinlich darstellen werden, „Gewerkschaftsrhetorik“. Die gesellschaftspolitische und wirt-
schaftliche Realität in unserem Land ist in einer Weise gefährlich und bedrückend, dass niemand eine verschärfende Rhetorik braucht. Die Realität zu beschreiben, ist krass genug.
Ich verbinde mit der anstehenden Einkommensrunde das Ziel, diese Realität wieder etwas erfreulicher und perspektivenreicher zu gestalten"
Quelle:
https://www.dbb.de/fileadmin/user_upload/globale_elemente/pdfs/2025/Einkommensrunde/dbb_spezial_EKR2025_TVOED.pdf