Die Orientierung an der 4K Familie wird hauptsächlich aus dem Grundsatz der Rechtskontinuität herangezogen, nicht weil es noch zeitgemäß wäre, dass ein Alleinverdiener die Familie ernährt.
Genau dazu hatte ich vor vielen Seiten bereits etwas geschrieben. Gehen wir es nochmal der Reihe nach durch, um das in seiner Gesamtheit zu betrachtende Problem zu entdecken (reine Logik!):
1) Das BVerfG sagt mit seinem Urteil, dass es als AlleinverdienerIn einer 4k-Beamten/Richter-Familie einen Mindestbetrag von 15% über dem Existenzminimum benötigt.
2) Der Weg zu diesem wird explizit aufgezeigt bzw. wird eine transparente Rechnung eröffnet.
3) Diese Berechnung besagt, dass jeder Betrag X/jedes Gehalt X darunter ganz klar nicht existenzsichernd ist.
Nachdem wir diese Grundannahmen rein logisch betrachtet haben, können wir, wiederum rein logisch betrachtet, daraus Schlussfolgerungen anstellen:
1) Für 4k-Alleinerzieher-Familien, deren Gehalt unter den Berechnungen des BVerfG liegt, sind die in D erzielten Löhne, egal ob Tarif oder nicht, nicht existenzsichernd. Das ist ein Fakt.
2)
Von einer Wahlfreiheit im Hinblick auf eine 4k-Familie, ob man sich der Kindererziehung widmen möchte oder nicht, kann überhaupt nicht die Rede sein, da die Löhne nicht existenzsichernd sind. Ergo müssen beide arbeiten, um auf ein existenzsicherndes Niveau zu kommen (vermeintlich). Wenn man sich die Zahlen ansieht, kann man sogar zu der Vermutung kommen, dass selbst zwei Vollzeitgehälter nicht existenzsichernd sein könnten.
3) Man kann ganz klar feststellen, dass die Gewerkschaften wohl ihren Auftrag, existenzsichernde Löhne zu erzielen, ganz klar nicht erreicht haben und in Anbetracht aktueller Tarifverhandlungen dieses Ziel auch garnicht auf dem Schirm haben. Von den Unternehmen, die nicht der Tarifbindung unterliegen, einmal ganz abgesehen.
Und einmal ganz konkret in die Realität geschaut, jeder, der in den Schulen und Kindergärten mit offenen Augen die Kinder betrachtet, sieht die Auswirkungen der Tatsache, dass vielfach beide Elternteile arbeiten: Wir haben es immer mehr mit Kindern zu tun, die Verhaltensauffälligkeiten/psychische Störungen/... aufweisen.
Es ist einfach nicht im Sinne der Kinder, seine Kinder zu bekommen und dann in der Betreuung (ich rede noch nicht einmal von Unterricht, der vielfach deswegen nicht im Ansatz möglich ist) zu parken.
Das kann man natürlich reaktionär nennen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Kinder feste Bezugspersonen in ihrer Entwicklung benötigen, welche die Eltern sein sollten. Und jetzt könnt ihr euch darum streiten, ob es der Mann oder die Frau ist, die sich (zumindest zeitweise) um die eigenen Kinder kümmert.
Ich sehe täglich auf der Arbeit bei den Mitarbeitern, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in 99% der Fälle ganz klar nicht funktioniert. Und der Kompromiss wird meistens bei denen gemacht, die sich nicht wehren können...