Mich würde mal der Vergleich A9 in den 1970er mit A9 in den 2020ern interessieren. Ob man damit "damals" "besser" leben konnte.
Das würde mich auch interessieren, da ich ebenfalls ein Kind der 70er bin und gefühlt sagen würde: Damals war unser Lebensstandard okay, mir hat wenig gefehlt.
Die Vergleichbarkeit herzustellen erscheint mir jedoch schwierig, da der Lebensstandard und auch die Ansprüche an denselben allgemein mit gewachsen ist.
Mittelschicht (ohne Erbschaft oder Lottogewinn) in den 70ern: 4 Personen in 80qm Mietwohnung, ein Auto, ein Fernseher, einmal im Jahr verreisen (Kosten max. 1/2 Netto-Gehalt), auswärts Essen gehen nur zu besonderen Anlässen, Telekommunikation auf das nötigste beschränkt, weil nach Zeiteinheiten abgerechnet, Kinderspielzeug recht überschaubar
Mittelschicht heute (ohne Erbschaft und Lottogewinn): 4 Personen im Eigenheim mit Garten, min. 130 qm Wohnfläche, jeder Erwachsene hat ein eigenes Auto, in jedem Wohnraum steht ein Fernseher, eine Spielkonsole und Computer ist im Kinderzimmer Standard, Urlaubsreise mind. 2x im Jahr für zusammen 2 Nettogehälter, wöchentlich teure Freizeitaktivitäten (Restaurants, Freizeitparks, Kurz-Trips), jedes Familienmitglied ab 10 Jahren hat ein smartphone, die Kinderzimmer-Ausstattung mit Spielzeug aller Art überfordert die Kinder.
Ob das alles glücklicher macht, muss jeder für sich selbst beurteilen. Denn
„besser leben“ würde ich persönlich nicht gleichsetzen mit „viel haben“. Bezogen auf die Angemessenheit der Besoldung ist aber klar festzustellen, dass der aktuelle allgemeine Lebensstandard als Maßstab gilt und zwar hilfsweise ausgehend vom soziokulturellen Existenzminimum, zu dem die dem niedrigsten Amt zugeordnete Besoldungsgruppe einen deutlichen Abstand haben muss.
Der zweite Maßstab ist, dass zwischen den Besoldungsgruppen ein erkennbarer Abstand bestehen muss. Und das ist nicht mehr gegeben, wenn ein Alleinverdienermodell mit ausufernden Kinderzuschlägen dazu führt, dass ein verheirateter A12er mit 3 Kindern sein Haus mit 45 Jahren abbezahlt hat und der verheiratete A12er ohne Kinder erst mit 67 Jahren.
Kommentar eines Kollegen zu den Familienzuschlägen: „Ich mache es wie der Biber und baue mein Haus mit dem Schwanz“.