Ich mache mir keine Illusionen, was da im 1. Quartal 2023 rauskommen wird.
Das wird doch nicht viel anders laufen, als bei den Tarifverhandlungen der letzten 10 Jahre.
Die Forderung der Gewerkschaften wird bei ca. 9% für 12 Monate liegen, was mit Glück maximal der Inflationsausgleich wäre.
Drei Verhandlungsrunden sind angesetzt, die Arbeitgeber legen aber ihrerseits bis zum Schluss kein Angebot vor.
Die Gewerkschaften sind darüber empört. Bis auf ein paar Warnstreiks passiert aber nix.
Nach der dritten Verhandlungsrunde wird "hammerhart" die Nacht durch verhandelt.
Am Ende verkünden Verdi-Chef Werneke (SPD) und VKA-Präsidentin Welge (SPD) das Ergebnis:
Die Laufzeit beträgt zwischen 24 und 30 Monaten.
Schöngerechnet kommt man aufsummiert auf 8% für die Gesamtlaufzeit für die unteren Entgeltgruppen und für die oberen Entgeltgruppen entsprechend 1-2% weniger. Warum?
Enthalten ist in den verkündeten 8% nämlich die steuerfreie Coronazahlung von 3000€, die aber natürlich im TV-ÖD max. 1500€ und bei höheren Entgeltgruppen ab E13 dann auch max. 500€ betragen wird.
ARD und ZDF berichten in 2 Sätzen vom "hohen Tarifabschluss" im Öffentlichen Dienst, dessen Ergebnis ja nahe an der Forderung der Gewerkschaften liegt:
9% gefordert, 8% bekommen!
Das die steuerfreie Einmalzahlung aber zu keiner dauerhaften Erhöhung in dieser Höhe führt und die Laufzeit lang ist und noch nicht mal ansatzweise die Inflation ausgleicht, wird nicht berichtet.
Faktisch haben wir alle einen zweistelligen Realeinkommensverlust in den nächsten 2-2,5 Jahren.
Verdi-Wernecke: "Kein überragendes Ergebnis, aber aufgrund der aktuellen Situation war leider nicht mehr möglich *Träne-aus-dem-Augenwinkel-wisch*"
VKA-Welge: "Wir sind weit über unsere Schmerzgrenze hinaus gegangen. Dies ist ein sehr teurer Abschluss für die Bürger, aber gerade für die unteren Entgeltgruppen haben wir doch sehr stark erhöht. Das war uns wichtig. *Blablabla*"
Die Zeiten, in denen man mal länger streikt oder zumindest mal in ein Schlichtungsverfahren geht, sind leider seit Jahren schon vorbei.
Und im Winter traut man sich dann doch nicht mal ein paar Tage da zu streiken, wo es wehtut, also bei Krankenhäusern, Winterstreudiensten, Müllabfuhren etc., weil man die negative Presse fürchtet.
Leider relativ realistisch.
Sollte nicht ein Wunder geschehen und die Gesamtlage bis zum März nächsten Jahres verbessern (was sie nicht tun wird, es wird eher schlimmer), würde ich bei einem solchen Abschluss (vor allem über diesen Zeitraum) tatsächlich ab April Bewerbungen schreiben und meine Karriere im ÖD fürs erste beenden im laufe des Jahres (sobald die Einmalzahlung aufm Konto ist).
Gerne nehme ich dann die ca. 30% mehr Gehalt (plus Firmenwagen mit kompletter Spritkostenübernahme und privater Nutzung) in der PW mit.
Ich verliere in der PW natürlich einige Annehmlichkeiten, brauchen wir uns nix vormachen. Wäre ja nicht für 30% weniger Geld im ÖD, wenn es nicht ein paar andere Vorteile bringen würde.
Bei einem solchen Tarifabschluss würde ich allerdings so ennorm an Lebensqualität einbüßen in den nächsten 1-2 Jahren, dass die Vorteile des ÖD dies nicht mehr ausgleichen würden bei mir.