Der Vorsitzende des KAV RP, Dr. Sprenger, hat sich heute in einem Newsletter u.a. wie folgt geäußert:
Zur Forderung in Relation zur Inflation von 10,4% im Oktober:
Eine Momentaufnahme ist kein Jahreswert. Die Inflation ist zu einem Drittel energiegetrieben. Die Nah-rungsmittelpreise tragen ein Sechstel bei. Ohne diese Güter lag die Inflation bei 5 %. Zudem ist das Forderungsvolumen viel größer als 10,5 %. Wegen des Mindestbetrags von 500 Euro, der bis in die EG 14 wirken soll, sind es 14 bis 15 %. Am unteren Tabellenende soll das Lohnplus über 24 % betragen. So hoch ist keine Inflation und keine Inflationserwartung.
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Die Zeit bleibt nicht stehen. Als die Gewerkschaften ihre Forderungen am 11. Oktober präsentiert haben, war noch keine Gas- und Strompreisbremse in Sicht. Darauf einigten sich Bund und Länder erst am 2. November.
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Die Einsicht, dass der Staat jetzt einige Lasten übernimmt, kann eine Tarifeinigung erleichtern. Das Gleiche gilt für die Einbeziehung steuer- und sozialabgabenfreier Komponenten, die der Arbeitgeber brutto für netto direkt in den Geldbeutel der Beschäftigten zahlen kann. Die Lohnnebenkosten eines Tarifabschlusses zu senken, hilft in der jetzi-gen Situation auch, sich zusammenzuraufen.
Auf die Frage, was man in der Tarifrunde sonst noch diskutieren muss:
Wir brauchen Lösungen gegen den Fachkräftemangel in den kommunalen Verwaltungen und Betrieben. Unsere Mitglieder finden für Stellen ab der EG 12, teilweise schon ab der EG 10, immer weniger Nachwuchs. Im Ingenieursbereich, in den IT-Berufen, aber auch bei der Gewinnung von Verwal-tungsfachleuten reichen die Tabellenentgelte nicht mehr. Auch Berufserfahrene wollen oft nicht wechseln. Mit der geringen Entgeltdifferenz zwischen der EG 12 und der EG 13 setzt der TVöD den Fehlanreiz, lieber nicht mehr Verantwortung zu übernehmen. Dort müssen die Entgelte attraktiver werden. Das kann über gezielte Tabellenerhöhungen, aber etwa auch über höhere Sätze bei der Jahressonderzahlung geschehen. Mit den krummen, nach oben hin schwindenden Prozentsätzen im TVöD lockt man niemanden. Was Gratifikation sein soll, riecht leider nach Knausrigkeit.
Den Verweis auf die staatlichen/v.a. kommunalen Haushaltslagen spart er sich übrigens, dafür hat er ein neues wichtiges Ziel von Tarifpolitik erkannt:
Putins Neoimperialismus richtet sich gegen das friedliche Zusammenleben der Völker in Europa und der Welt. Als Sozialpartner sind wir uns einig, dass die Aggression keinen Erfolg haben darf. Das verbindet im Ziel. Streiten müssen wir über den richtigen Weg, das heißt mit welcher Tarifpolitik wir dieses Ziel unterstützen.
"Und Sergej Viktorovič, was gibts neues an der Front?"
"Nicht viel Wladimir Wladimirowitsch, aber der öD in Deutschland hat sich auf 4% Tariferhöhung geeinigt"
"Oh Mist, dann ziehen wir uns wohl doch besser zurück. Nastrovje."