Wenn ich es richtig sehe (oder lese), ist das meiste, was die meisten hier in den letzten Tagen geschrieben haben, in sich schlüssig, unabhängig dass es nachvollziehbar ist, dass sich hier einige gegenseitig an die Gurgel gehen, ohne dass es euch weiterbringen dürfte. Schlüssig ist es, wenn man es jeweils aus der Perspektive des Schreibers und nicht aus der eigenen betrachtet.
So ist das, was bspw. MoinMoin schreibt, insbesondere aus Vermietersicht schlüssig, da ein Vermieter regelmäßig eine andere Perspektive auf ein Mietobjekt hat als ein Mieter oder Eigentümer, der in seiner noch nicht abbezahlten Immobilie lebt. Solange der Vermieter keinen Mietausfall hat, baut er fast zwangsläufig ein Vermögen auf (oder, um es weniger wertend zu formulieren, erzielt er eine attraktive Rendite), da er insbesondere sowohl seinen Hypothekenzins (ohne den Abtragungsbetrag) als auch die "Absetzung für Abnutzung" (AfA) steuerlich geltend machen kann, was ebenso für Erhaltungsmaßnahmen gilt. Solange sich die Mietimmobilie als vermietungsfähig zeigt und ihr Ort einen adäquaten Mietzins zulässt, ist das Risiko der Vermietung im Regelfall nicht allzu groß, und zwar insbesondere in den letzten rund 15 Jahren mit den bundesweit zumeist deutlichen Mietpreissteigerungen. Dass auch hier die Situation für Neukäufer, die als solche einen Kauf vermieten wollen, in den letzten rund zweieinhalb Jahren deutlich komplexer geworden ist, liegt dabei auf der Hand, betrifft aber die allermeisten Neukäufer und nicht nur oder gerade angehende Vermieter einer in der genannten Zeit gekauften Immobilie.
Bebolus macht hingegen vielmehr auf den Neuerwerb zu eigenen Wohnzwecken aufmerksam, der steuerlich deutlich weniger attraktiv ist als der Kauf einer zukünftigen Mietimmobilie. Deshalb habe ich in meinen beiden Beiträgen geschrieben, dass der Erwerb von Eigentum Anfang 2022 nach wie vor signifikant attraktiver erscheinen konnte als noch 2004. Denn sieht man allein von den monatlichen Kosten ab und betrachtet vielmehr den Verschuldungsgrad, stellt sich meine letzte Tabelle etwas anders dar:
Wachstumsregion
1/2004 monatliche Kosten 2.190,- €
Kreditaufnahme 375.000,- €
1/2022 monatliche Kosten 1.865,- €
Kreditaufnahme 746.250,- €
2/2024 monatliche Kosten 3.483,- €
Kreditaufnahme 746.250,- €
Da allen drei Beispielen dieselbe Tilgungsrate von 2 % zugrunde liegt, stellt sich das Risiko für die letzten beiden Fälle als beträchtlich größer dar, was allein der Vergleich der monatlichen Kosten in den letzten beiden Beispielen zeigt. Gegenüber dem Jahr 2004 muss der jeweilige Kreditnehmer in den letzten beiden Fällen darüber hinaus damit rechnen, dass er deutlich längere Zeit zur Abtragung benötigt, sodass sich sein Risiko, über den gesamten Zeitraum keine attraktive Anschlussfinanzierung zu finden, beträchlich gegenüber dem Käufer des Jahres 2004 erhöht hat. Das gilt nicht zuletzt hinsichtlich der Möglichkeit von Sondertilgungen. Für den Käufer des Jahres 2004 haben die Jahre ab der Zinswende eine zunehmend größere Möglichkeit der Sondertilgung mit sich gebracht, da er mit einem Neuabschluss durch die Einsparung von Zinszahlung zunehmend höhere Mittel zur Sondertilgung - mindestens potenziell - in die Hände bekommen hat. Das wird sich mit einiger Wahrscheinlichkeit für die beiden anderen Schuldner nicht mehr so ohne Weiteres so darstellen, jedenfalls bezogen auf den mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich längeren Zeitraum, den er jeweils zur Abtragung seiner Schuld benötigen wird. Schließlich hat sich - sofern wir nicht gehörige Inflationseffekte über einen entsprechenden Zeitraum zukünftig zu verzeichnen haben werden, den die letzten beiden Schuldern mit ihrem Hypothekenvertrag so verbinden könnten, dass sie hier signifikante Vorteile erzielen könnten - der schuldenbasierte Kauf seiner Immobilie für den Käufer des Jahres 2004 mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich rentiert, da diese Immobilie in der Regel eine beträchtliche Wertsteigerung erfahren haben wird. Das sollte sich in Anbetracht der hohen Preise, die nicht erst seit 2022 zu entrichten waren, für die beiden anderen Käufer mit einiger Wahrscheinlichkeit zukünftig ganz anders darstellen. Denn zwar dürfen wir davon ausgehen, dass die Immobilienpreise mittelfristig wieder signifikant steigen werden, und zwar allein schon, weil der Mangel an Mietraum zwangsläufig dazu führen wird, dass der Kauf von Immobilien als Renditeobjekt für Käufer mit Eigenkapital attraktiv werden oder bleiben wird (was mit dazu führen muss, dass gleichfalls die Höhe der Mieten weiterhin steigen sollten). Allerdings sollten entsprechende Steigerungsraten, wie sie zwischen 2004 und 2022 zu verzeichnen waren, allein deshalb kaum mehr möglich sein - jedenfalls solange wir nicht starke inflatorische Entwicklungen zu verzeichnen hätten -, weil dann der Kauf von Immobilien den allergrößten Teilen der Gesellschaft nicht mehr möglich sein sollte.
So verstanden hat sich das Risiko für Käufer seit spätestens Mitte der 2010er Jahre immer weiter vergößert, was - wenn ich das richtig verstehe - u.a. bebolus in den Blick nimmt.
Entsprechend könnte man noch weitere Standpunkte zum Nachvollziehen unter die Lupe nehmen, was ich aber aus verschiedenen Gründen und auch, um nicht den nächsten unendlich langen Beitrag zu produzieren, nun unterlassen möchte.