Geschichtlich gesehen wurde immer in Krisensituationen beim höheren Dienst mehr gekürzt als beim einfachen, mittleren und gehobenen Dienst. Das war sowohl nach dem 1. WK und 2. WK so.
Jetzt kann man sagen Geschichte wiederholt sich nicht, aber es ist nun einmal so, dass die Entscheidungsträger damals wie heute vor dem gleichen Problem stehen und sich anscheinend genauso wie damals verhalten.
Das aber immer vor dem Hintergrund, dass 1. die Beamtenschaft dem jeweiligen Statusamt entsprechend angemessen besoldet wurde und 2. zwischen den Ämtern ein ausreichender Abstand bestand, sodass nach einer Kürzung immer noch genügend Mindestabstand vorhanden war. Das ist aber als Basis doch gar nicht mehr gegeben. Der höhere Dienst hat seit Jahren keinen ausreichenden Abstand mehr zu den darunter liegenden Besoldungsgruppen aufgrund der Sockelbeträge und Mindesterhöhungen bei den Traifabschlüssen in den unteren Lohngruppen. Dass auch der höhere Dienst nicht mehr amtsangemessen besoldet ist, haben Gerichte bereits festgestellt. Hinzu kommt, dass der Staat nach WKI quasi pleite und nach WKII vollständig zerstört war. Der Staat nimmt dieses Jahr voraussichtlich trotz gefühlter Wirtschaftskrise das erste Mal über 1 Billion € ein. Verglichen mit den Beispielen sind wir somit nicht in einer außerordentlichen Krisensituation. Wir sind in einer Krise, in der höhere Ausgaben aufgrund eines Dogma nicht über Schulden finanziert werden sollen. Und ich sehe es nicht ein, auf mir nach der Verfassung zustehendes Geld zu verzichten, nur damit Herr Lindner für Zukunftsinvestitionen wie Brückensanierung, Schulausstattung, Bahnsanierung und Energiewende keine Kredite aufnehmen muss, weil er nicht will, dass sein Name in einem Atemzug mit Staatsverschuldung in die Geschichte eingehen wird. Es geht einzig und allein um das Selbstbild des Finanzministers.
Und die Sonderopfer der Beamten sind ja auch bereits verfassungsgerichtlich ausgeurteilt. Diese sind - egal ob höherer oder einfacher Dienst - nur dann zulässig, wenn der Staat zuvor in allen Bereichen Einsparungen vorgenommen hat. Solange es Subventionen, Steuererleichterungen, Fördergelder und Staatshilfen an fremde Staaten gibt, wird es keine legitimen Sonderopfer bei den Beamten geben dürfen.