Da ich wiederkehrend mit verschiedenen Gewerkschaften zu tun habe und selbst Gewerkschaftsmitglied bin, kriege ich ein wenig mit, wie schwierig die Arbeit für Gewerkschaften und also ihre Funktionäre ist, die engagiert sind (von den anderen kriege ich nichts mit, da die kein Interesse daran haben, mit mir zu tun zu haben), wie sehr dabei insbesondere das konkrete Engagement von einzelnen Funktionären abhängt, und zwar gerade auch im Vorstand und - bezogen auf unser Thema - wiederkehrend von den Juristen in einer Gewerkschaft. Die engagierten Gewerkschaften handeln genauso, wie Malkav das beschreibt, rennen dabei allerdings in unserem Thema keine offenen Türen ein, sondern erfahren von den (Landes-)Regierung gerade hier wiederkehrend nicht selten und insbesondere in Zeiten, wo es um die Wurst geht, einen massiven Druck, der sich insbesondere auf die über unser Thema hinausgehenden Themen erstreckt, die für die jeweilige (Fach-)Gewerkschaft von Interesse sind. Da fällt durchaus und auch nicht völlig selten der Satz (das Zitat fällt eher nicht wörtlich, aber von der Struktur her): "Wenn ihr das Besoldungsthema zu offensiv öffentlich verfolgt, dann werden wir die weiteren Themen, die für euch und eure Mitglieder von Interesse sind, genauso offensiv nicht vorantreiben."
Die engagierten Gewerkschaften, was bedeutete: deren engagierte Funktionäre, befinden sich also in einem komplexen Aushandlungsprozess, in dem von der Macht her, verändernde Entscheidungen zu treffen, die Machtverhältnisse eindeutig sind, wo also klar ist, wer Koch und wer Kellner ist. Sobald es darüber hinaus mehrere Spartengewerkschaften gibt (hier geht es also nicht nur, aber gerade auch um eher größere Gewerkschaften oder Verbände), umso mehr sind sie unter Druck zu setzen, indem man vonseiten der Politik eben deren weitere Themen bedienen oder ggf. vollständig blockieren kann; gibt es hingegen keine konkurrierende Spartengewerkschaft (oder keinen entsprechenden Verband, der die Sparte als eine von weiteren übergreifend mit vertritt, insbesondere mit vertritt im Beteiligungsverfahren, zu dem nicht alle Gewerkschaften hinzugezogen werden), vertreten sie in der Regel eine eher kleine Sparte, sodass ihre Gestaltungsmacht gegenüber der Politik realistisch betrachtet zumeist ebenfalls eher gering ist, da sie weitgehend über kein realistisches Druckpotenzial verfügen, die sich aber ebenso der Aufgabe ausgesetzt sehen, über unser Thema hinweg Verbesserungen für ihre Mitglieder auszuhandeln.
Zusammengefasst: Die engagierten Gewerkschaften tun das, was Malkav geschrieben hat, die einzelnen Funktionäre stecken dabei i.d.R. viel Zeit und Kraft in ihre Arbeit (tun sie es nicht, ist die Gewerkschaft eher nicht engagiert) und sind deshalb nur umso eher politisch "erpressbar", da die Politik jedes der "Leib- und Magenthemen" der Gewerkschaft, die also über das Besoldungsthema hinausgehen und nicht selten zentral für die jeweiligen Mitglieder sind (während sie für Gewerkschaften anderen Sparten sachlich völlig unerheblich sind), vollständig blockieren oder eben durchaus wohlwollend nach und nach fördern kann.
Unter einem solchen Blickwinkel betrachtet, ist das, was hier im Forum über engagierte Gewerkschaften geschrieben wird, nicht immer und in jedem Beitrag völlig treffend, wobei das konkrete Engagement selbst für die Mitglieder einer Gewerkschaft zumeist nicht erkennbar ist, da diese darüber nicht konkret mit ihren Mitgliedern sprechen können, ohne die Verhandlungen mit den politischen Verantwortungsträgern zu gefährden (in dem, was ich schreibe, muss gleichfalls bedacht werden, dass es in jedem Teilthema, das eine Gewerkschaft interessiert, "die Politik" nicht gibt, also auch hier kein monolithischer Block vorliegt, sondern dass politische Aushandlungsprozesse über verschiedene Personen und Parteien hinweg geschehen und dabei wiederkehrend auch "über Bande" geschehen (müssen)). Das bedeutet: Welche Gewerkschaft wo und wie stark wirklich engagiert ist, wird öffentlich mit sehr wenigen Ausnahmen wiederkehrend kaum deutlich, da das, was in Mitgliederinformationen mitgeteilt wird, zumeist eher allgemein bleibt und insbesondere i.d.R. kaum etwas mit den interen Aushandlungsprozessen zu tun hat (und unter den gerade genannten Prozessen auch nichts zu tun haben darf, um genau diese Prozesse nicht zu gefährden). Diese Zeilen will ich nicht als "Ehrenrettung" insbesondere von weniger bis gar nicht engagierten Gewerkschaften verstanden wissen, die es bekanntlich gibt - aber die Arbeit von engagierten Gewerkschaften und insbesondere von einzelnen Gewerkschaftsfunktionären, die - in welcher Funktion auch immer - die interne Gewerkschaftsarbeit, die insbesondere von starken internen Beratungen und Absprachen in und zwischen ihren Gremien geprägt ist, um einzelne mögliche Erfolge in Teilthemen voranzutreiben bzw. nicht zu gefährden, vorantreiben und nicht selten mit viel Kraft und Arbeit vorantreiben und dann nur umso mehr das Druckpotenzial der Gegenseite kennen, bleibt vielfach hinter den Kulissen und ist ein komplexes und also vielschichtiges Handeln.
Der langen Rede kurzer Sinn: Von außen sehen wir vielfach nicht, was innen geschieht - Gewerkschaftsarbeit ist oftmals fragiler (insbesondere auch wegen der gerade hervorgehobenen interen Abstimmungsprozesse, aber eben auch wegen dem, was ich zu einem Handeln "über die Bande" geschrieben habe) und komplexer, als wir uns das von außen manchmal vorstellen können: Kellner müssen mit vielen Gläsern und Tellern und am besten mit vielen auf einmal vor den Gästen jonglieren können; Klappern gehört zum Handwerk, solange es nicht klirrt - der Abwasch passiert aber am Ende eigentlich immer in der Küche, wo der Koch ist, oder hinter der Theke, wo aber zumeist nicht entschieden wird, was auf der Karte steht.
In dem, was ich gestern geschrieben habe, muss es in der Ziffer 3 heißen: "3. desto deutlicher sowie umso präziser und verständlicher die Entscheidungsbegründung des Zweiten Senats in den Kontext der verfassungswidrigen Haushaltsgesetzgebung medial eingebunden werden kann".